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Aweiunbvierzigster Icrbrgcrrrg.


SLutLgcrrt, Leipzig, Wertin, Wien.

Um -er Kiebr willen.
Roinan von
Hleinhotd Grtmann.
Einundzwanzigstes Kapitel,
halbe Nacht hindurch hatte der pflichtgetreue
(AM Arzt in Gemeinschaft mit Edith an dem Lager
der Kranken gesessen, und gegen Morgen erst
konnte er erklären, daß jede unmittelbare Gefahr nun-
mehr glücklich beseitigt sei. Aber er schürfte ihr noch

einmal die äußerste Vorsicht und Rücksichtnahme ein,
da jede neue Erregung einen vielleicht noch bedroh-
licheren Rückfall erzeugen könne.
Auch Margot war nicht zu Bett gegangen, aber
sie hatte sich nur in langen Zwischenräumen auf einige
Minuten im Krankenzimmer gezeigt, um nach dem
Befinden ihrer Mutter zu fragen. Als der Arzt sich
entfernt hatte, und als die Bewußtlosigkeit der Patien-
tin in einen anscheinend ruhigen Schlummer über-
gegangen war, forderte sie ihre Cousine auf, sich nieder-
zulegen, da sie nun bis zum Morgen bei der Kranken
wachen wolle. Doch Edith erwiderte ruhig, sie sei
nicht müde und werde ihren Platz nicht verlassen. Da

zog sich Margot ohne weiteren Widerspruch in ihr
Schlafgemach zurück und warf sich, nur der Oberkleider
entledigt, aus ihr Bett, um bald in einen festen und
tiefen Schlaf zu verfallen.
Die Wintersonne schien bereits hell in das Fenster,
als sie erwachte. Edith stand vor ihr mit überwachtem
Gesicht und dunkel umschatteten Augen.
„Es thut mir leid, daß ich Dich stören muß,
Margot," sagte sie. „Aber die Taute fragt jedesmal,
wenn es ihr auf einige Minuten gelingt, ihre Müdig-
keit zu besiegen, in großer Sorge nach Dingen, von
denen ich nichts weiß und auf die ich ihr darum keine
Antwort geben kann. Ich vermag ja nicht einmal


Jllustr. Welt. I8S4. d.

In herbstem Schmerz. Nach dem Gemälde von E. Lemenorel. (S. 211.)
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