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Iwerunbv rotzigster Acrbrgcrrrg.


Stirttgcrrt, Leipzig, MerLin, Wien.

Im Himmelreich.
Roman
voll
S- K p n.
war noch früh am Morgen des nächsten
Tages, als aus der Maschkeschen Wohnung
unaufhörlich die Klingel gellte, ohne daß
jemand ihrem Ruf Folge geleistet Hütte. Ein Zufall
wollte, daß keiner des Dienstpersonals zur Stelle
war, und so sah sich Brigitte, trotz heftigem Reißen
im Bein, das sie in einen bequemen Stuhl in der
Borratskammer gebannt hatte, während Benedikta
um sie herum hantirte, genötigt, selbst nach dem
Befehl der Herrschaften zu forschen.
„Puh, da oben wettert's," berichtete sie, zurück-
kehrend, während Benedikta die frischen Konserven
auf den Borden ordnete. „Herr Maschke wünscht ein
Brötchen und darum der ganze Lärm."
Benedikta kletterte eilig von der Leiter herab,
die sie benützen mußte. Sie legte die große Wirt-
schastsschürze zur Seite und faßte das Tablet, auf
welchem Brigitte schon das Nötige aufgestellt hatte.
„Lassen Sie es mich hinüber tragen und schonen Sie
den kranken Fuß." Und trotz dem Widerspruch der
Alten verließ sie schon damit die Kammer.
Als sie am Privatbureau des jungen Hausherrn
vorüber kam, trat er gerade mit einem Disponenten
aus der Thür, beide zum Ausgehen gekleidet.
Ein stummer Gruß wurde zwischen ihnen ge-
wechselt, dann eilten sie in der entgegengesetzten
Richtung aus einander.
Benedikta fand bei ihrem Eintritt in das
Maschkesche Eßzimmer Herrn Lebrecht mit allen
Zeichen der Verstimmung aus und nieder schreitend,
während sich Ellen, weiß und duftig wie eine Schnee-
flocke gekleidet, gleichmütig im Schaukelstuhl aus
uud nieder wippte.
„Ich begreife Dich nicht, Papa!" hörte sie Bene-
dikta sagen. „Wie lange noch, dann nehme ich hier
die Zügel in die Hand. Dann soll die faule Bande
springen lernen. Und Brigitte, diese unverschämte
Person, fliegt zuerst zum Hause hinaus, wenn ich
Frau Brenkmann bin. Das verspreche ich Dir!"
Die unfreiwillige Zeugin dieser Auslassung biß
die Zähne zusammen. Wie sicher mußte sich Ellen
fühlen, um sich derartig in ihrer Gegenwart aus-
zusprechen. Wie nahe mußte das Ereignis bevor-
stehen. Und sie war immer noch im Hause! Mit
brennenden Wangen und zitternden Händen setzte
sie den verlangten Imbiß nieder, dann wollte sie
stillschweigend' so schnell als möglich das Zimmer
verlassen, als ihr Ulrich an der Thür entgegen trat.
Er hielt in seiner Hand ein wundervolles Arrange-
ment von Marschall Niel-Rosen und Heliotrop.
„Für Fräulein von Bialoczinski!" sagte er ohne
jede Betonung, indem er es ihr hinreichte, doch in
seinen Zügen stand etwas wie gespanntes Horchen.
Benedikta barg instinktiv die Hände aus dem
Rücken. „Für mich? Diese Blumen für mich? Von
wem? Unmöglich!" stieß sie in Heller Verwunderung
hervor.
Jllustr. Welt. 18S4. 28.

Eine Biberkolonie. Originalzeichnung von Fr. Specht. (S. 675.)


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