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Der alte Kufsmeyer.
Roman
von
M. Wenz.
(Fortschnng.)
^^?in Unglück kommt selten allein, das mußte Herr
Schindler junior in den nächsten Tagen schmerz-
lieh erfahren. Seine Vernehmung vor dem
Polizeiherrn, die einige Tage nach dem geschil-
derten Vorgänge stattfand, brachte ihm, außer einer
strengen Vermahnung und Warnung, noch eine Geld-
strafe ein, die ihm augenblicklich recht ungelegen kam.
Allein das wäre noch nicht das Schlimmste gewesen;

Großtante Kohn war ja noch da und würde ihren
künftigen Geschästsgenossen nicht im Stiche lassen, wenn
nur die Sache selbst verschwiegen blieb. Aber leider
hatte Herr Schindler senior Wind bekommen, oder viel-
mehr zunächst seine Tochter Laura, uud zwar durch Fräu-
lein Wendel, die sich verpflichtet hielt, die schändliche
Behandlung ihres jungen Hausfreundes durch die beideu
albernen McidckM, zu deren Gunsten sich sogar die
Polizei eingemischt hatte, der Schwester desselben mit-
znteilen. Fräulein Laura wiederum hatte es der
Mutter, und diese brühwarm dem Vater verkündet,
und nun wußten es auch schon die Commis und schließ-
lich das ganze Haus, und jedermann wartete mit
Spannung aus die ost recht launig gehaltenen Polizei-
berichte der bekannten Winkelblätter.
Als Herr Georg vom Polizeichef entlassen worden

war, führte man ihn nach einem andern Gemach, wo
er eine Unterschrift zu vollziehen hatte; uud hier mußte
er zu seinem Aerger gestehen, daß er die Zahlung des
ihm anferlegten Strafgeldes augenblicklich nicht leisten
könne; er habe nicht so viel „bei sich".
„Binnen acht Tagen, bei Vermeidung der Exekution,"
wurde ihm höflich erwidert, und damit war die unan-
genehme Sache mit der Polizei wenigstens vorläufig
abgemacht.
"Ja, mit der Polizei! Grollend wanderte er nach
Hanse und wurde sofort ins Comptoir gerufen, wo
sein Vater wie ein brüllender Löwe ans und ab schritt.
„Wie lautet die Strafe für Deine Dämlichkeit,"
fragte erbost der alte Herr.
„'ne Lumperei," erwiderte der nicht minder erregte
Sohn, „zweinndfünszig Mark acht Schilling Gebühren."
 
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