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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 1.1912

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Abraham, Karl: Amenhotep IV. (Echnaton): psychoanalytische Beiträge zum Verständnis seiner Persönlichkeit und des monotheistischen Aton-Kultes
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https://doi.org/10.11588/diglit.42094#0342

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334

Karl Abraham

Amenhotep IV. <Echnaton>.
Psychoanalytische Beiträge zum Verständnis seiner Persönlichkeit
und des monotheistischen Aton^Kultes.
Von Dr. KARL ABRAHAM, Arzt in Berlin.
Im Jahre 1880 wurde in der Nähe des ägyptischen Dorfes Teil-
et-Amarna eine große Anzahl von Tafeln mit asiatischen Texten
aufgefunden. Diese Tafeln stellten sich als wichtige historische
Dokumente heraus und brachten insbesondere über König
Amenhotep IV. und seine Regierungszeit die merkwürdigsten Auf-
schlüsse. Die aus jener Epoche erhaltenen hieroglyphischen Texte
setzten in Gemeinschaft mit den »Amarna-Tafeln« die Forschung
in den Stand, von der Persönlichkeit des Königs ein anschauliches
Bild zu entwerfen. Wir besitzen eine Reihe von Quellenbüchern
und Bearbeitungen der ägyptischen Geschichte, die eine Fülle des
Interessanten über jene Epoche mitzuteilen wissen*. Sie lieferten die
materiellen Grundlagen der nadifolgenden Untersuchung. Ich ver-
weise namentlich auf die Werke von Breasted, dessen »Geschichte
Ägyptens« vor kurzem in einer vorzüglichen deutschen Bearbeitung
erschienen ist, sowie auf W e i g a 11 s ausgezeichnete Monographie
über das Leben Amenhoteps IV.
Die Ägyptologen haben sich des »Ketzerkönigs«, der sich
selbst den später zu erklärenden Namen Echnaton beilegte, mit
besonderem Interesse, ja mit einer Begeisterung angenommen, die
dem Uneingeweihten seltsam und unverständlich erscheinen muß.
Trennen uns doch drei Jahrtausende und einige Jahrhunderte von
der Amarna-Periode! Wenn aber ein so berufener Forscher wie
Breasted den König als die merkwürdigste Gestalt in der
älteren orientalischen Geschichte bezeichnet, ja geneigt ist, ihm in
der Weltgeschichte einen ganz besonderen Platz einzuräumen, so
werden wir zu erfahren wiinsdien, durch welche Eigenschaften oder
Taten Amenhotep IV. sich eine solche Ehrenstellung verdient hat.
Amenhotep IV., welcher der achzehnten Dynastie angehört,
lebte im vierzehnten Jahrhundert vor Christo. Er war weder ein
Eroberer noch ein staatskluger Herrscher wie so mancher seiner
Vorfahren. Vielmehr ging unter seiner kurzen Regierung das von
jenen gegründete Weltreich zugrunde, indessen der junge König der
Katastrophe untätig zusah. Seine Größe liegt auf anderem, auf
ideellem Gebiet. Man staunt, wenn man nur in einigen Andeutungen
den Inhalt dieses kurzen Lebens erfährt.
* Breasted, Ancient Records of Egypt., Vol, 2, Chicago 1906. —
Breasted, History of Egypt., Chicago 1905. Deutsche Ausgabe: Ge=-
schichte Ägyptens, Deutsch von Dr. H. Ranke. Berlin 1911. — W e i g a 11,
The Life and Times of Akhnaton Pharao of Egypt. Edinborough und London 1910.
— Niebuhr, Die Amarna^Zeit. In: Der alte Orient. Jahrgang 1, Heft 2.
Leipzig 1899. —- Sethe, Urkunden der 18. Dynastie. Bd 4 der Urkunden des
ägyptischen Altertums, Leipzig 1906. — Flinders Petrie, A History of
Egypt., Vol. 2, London 1896.
 
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