Zur Determinierung
401
Beiträge zur Determinierung im Psychischen.
ZUM FARBENHÖREN. Wir sind gewohnt, mehrfache Determinier
rungen psydiisdier Erscheinungen durdi das Unbewußte aufzufinden, — so-
genannte Überdeterminierungen.
Zu den Erklärungen, die Frau D r. v. H u g - H e 11 m u t h über ihr
Farbenhören in dem interessanten Artikel über dieses Thema <Imago, Nr. 3)
beibringt, möchte ich als der Autorin entgangen, die Determinierung durch
den Gleichklang nachtragen.
Es muß auffallen, daß der Vokal, der die Farbensynopsie hervorruft,
im Namen dieser Farbe den Hochton hat: e erzeugt gelb, o — rot,
a —' blau, i — grün (grin), u braun. Für e und o ist dieser Gleichklang
evident,- dem i kann nur grün entsprechen, da die anderen Farbenbezeidi-
nungen noda weniger nach i klingen. Da die Lautphotismen übrigens aus
der frühen Jugend stammen, sei erwähnt, daß Kinder, besonders in unseren
Dialektgegenden, eher »grin« als voll »grün« aussprechen. Übrigens sieht
ü aus wie zwei i nebeneinander,- wozu das sonderbare Übersetzen von
»sweet« mit »grün« <S. 252) gut stimmt! Man wird diese Miterklärung
der Lautphotismen auch bei au — blaugrau gerne zugeben, für welchen
Zusammenhang Frau Dr. Hug keine Erklärung weiß. Es fallen mir in den
Beispielen des Aufsatzes ferner als Beweise für meine Auffassung auf: Der
Konsonant 1 »zieht das Farbenbild des Vokals in Weifen aus« (S. 246).
Die Töne von Blediinstrumenten erzeugen gelbe Töne. Den Zusammen-
hang zwischen Goethe'schen Gedichten und goldgelb ähnlich zu deuten,
erscheint mir aber schon zu gesudit. Kaum audi mag es als in meinem
Sinne deutbar sein, daß ratternde und kratzende Geräusche (Gewehrfeuer,
SchreibfedeivKratzen, Räder knarren) gerade graubraune oder graugrüne
Photismen erzeugen,- aber daß der Name Gisela — violett ersdieinen läßt,
was der Autorin unerklärlich, scheint wohl durch den ähnlichen Rhythmus der
Wörter und ihr i als Hoditon bedingt.
Die Bedeutung des Gleichklangs für Assoziationen im Unbewußten
(Vorbewußten) ist uns aus den Traum= und Witz=Beobachtungen geläufig.
Freilich ließe sich einwenden: wenn das e eine gelbe Farben=Erscheinung
erzeugt, handelt es sidi um ein optisches Phänomen und nicht um eine
Reproduktion des Wortes »gelb«. Aber, es ist eben notwendig, in die Zeit
der Entstehung derSynopsie zurückzugehen, das ist die Zeit des Sprechenlernens.
Damals — und neuerlidi beim Schreibenlernen — war Laut, Buchstabe,
Hochton des Wortes eng als ersterlebt mit der Farbe assoziiert. — Pfisters
Arbeit über das gleiche Thema (am selben Ort) ist, trotzdem audi bei seiner
Analysandin e — gelb, a — blau auslöste, nicht genügend darauf ein-
gegangen, daß der Vokal im Namen der zugehörigen Farbe fast typisch
wiederkehrt. Doch erwähnt er (Seite 270) ausdrücklich: »Von einigem Belang
ist gewiß auch der betonte Vokal von Edith, der sich in »gelb« ebenso
wiederfindet, wie das a von »Papa« und »Vater« in »blau« und berichtet
ferner nach Bleuler und Lehmann, sowie nach Claparede über
relative Häufigkeit von Koinzidenz von Farbe und Vokal der Benennung,
wie sie die Statistik ergibt. Dr. Eduard Hitschmann.
401
Beiträge zur Determinierung im Psychischen.
ZUM FARBENHÖREN. Wir sind gewohnt, mehrfache Determinier
rungen psydiisdier Erscheinungen durdi das Unbewußte aufzufinden, — so-
genannte Überdeterminierungen.
Zu den Erklärungen, die Frau D r. v. H u g - H e 11 m u t h über ihr
Farbenhören in dem interessanten Artikel über dieses Thema <Imago, Nr. 3)
beibringt, möchte ich als der Autorin entgangen, die Determinierung durch
den Gleichklang nachtragen.
Es muß auffallen, daß der Vokal, der die Farbensynopsie hervorruft,
im Namen dieser Farbe den Hochton hat: e erzeugt gelb, o — rot,
a —' blau, i — grün (grin), u braun. Für e und o ist dieser Gleichklang
evident,- dem i kann nur grün entsprechen, da die anderen Farbenbezeidi-
nungen noda weniger nach i klingen. Da die Lautphotismen übrigens aus
der frühen Jugend stammen, sei erwähnt, daß Kinder, besonders in unseren
Dialektgegenden, eher »grin« als voll »grün« aussprechen. Übrigens sieht
ü aus wie zwei i nebeneinander,- wozu das sonderbare Übersetzen von
»sweet« mit »grün« <S. 252) gut stimmt! Man wird diese Miterklärung
der Lautphotismen auch bei au — blaugrau gerne zugeben, für welchen
Zusammenhang Frau Dr. Hug keine Erklärung weiß. Es fallen mir in den
Beispielen des Aufsatzes ferner als Beweise für meine Auffassung auf: Der
Konsonant 1 »zieht das Farbenbild des Vokals in Weifen aus« (S. 246).
Die Töne von Blediinstrumenten erzeugen gelbe Töne. Den Zusammen-
hang zwischen Goethe'schen Gedichten und goldgelb ähnlich zu deuten,
erscheint mir aber schon zu gesudit. Kaum audi mag es als in meinem
Sinne deutbar sein, daß ratternde und kratzende Geräusche (Gewehrfeuer,
SchreibfedeivKratzen, Räder knarren) gerade graubraune oder graugrüne
Photismen erzeugen,- aber daß der Name Gisela — violett ersdieinen läßt,
was der Autorin unerklärlich, scheint wohl durch den ähnlichen Rhythmus der
Wörter und ihr i als Hoditon bedingt.
Die Bedeutung des Gleichklangs für Assoziationen im Unbewußten
(Vorbewußten) ist uns aus den Traum= und Witz=Beobachtungen geläufig.
Freilich ließe sich einwenden: wenn das e eine gelbe Farben=Erscheinung
erzeugt, handelt es sidi um ein optisches Phänomen und nicht um eine
Reproduktion des Wortes »gelb«. Aber, es ist eben notwendig, in die Zeit
der Entstehung derSynopsie zurückzugehen, das ist die Zeit des Sprechenlernens.
Damals — und neuerlidi beim Schreibenlernen — war Laut, Buchstabe,
Hochton des Wortes eng als ersterlebt mit der Farbe assoziiert. — Pfisters
Arbeit über das gleiche Thema (am selben Ort) ist, trotzdem audi bei seiner
Analysandin e — gelb, a — blau auslöste, nicht genügend darauf ein-
gegangen, daß der Vokal im Namen der zugehörigen Farbe fast typisch
wiederkehrt. Doch erwähnt er (Seite 270) ausdrücklich: »Von einigem Belang
ist gewiß auch der betonte Vokal von Edith, der sich in »gelb« ebenso
wiederfindet, wie das a von »Papa« und »Vater« in »blau« und berichtet
ferner nach Bleuler und Lehmann, sowie nach Claparede über
relative Häufigkeit von Koinzidenz von Farbe und Vokal der Benennung,
wie sie die Statistik ergibt. Dr. Eduard Hitschmann.