IMAGO
ZEITSCHRIFT FÜR ANWENDUNG DER PSyCHCE
ANALYSE AUF DIE GEISTESWISSENSCHAFTEN
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR S. FREUD
T - SCHRIFTLEITUNG: ,Qir)
1.0. OTTO RANK/DR. HANNS SACHS iyIZ
I.... ...... ..I n i,!: ■! 'h :i: !, T n :!i-'!! ■„. 'l,'ir
Über den Einfluß sexueller Momente auf Entstehung
und Entwicklung der Sprache.
Von Dr. HANS SPERBER (Upsala).
Die Veröffentlichung der vorliegenden Arbeit bedarf nach zwei
Richtungen hin einer Rechtfertigung. Zunächst mag es scheinen,
als ob die dargebotenen Gedanken nodi allzu unfertig, die
Belege allzu unvollständig wären, und ich bin gewiß der Letzte, der
dies leugnet. Wenn ich mich trotzdem entschlossen habe, die PublL
kation nicht länger zu verschieben, so ist dies geschehen, weil ich
mir von der öffentlichen Diskussion mehr für die Erforschung der
hier berührten Probleme verspreche, als ich allein durch eigenes Nach-
denken erreichen könnte. Was ich gebe, will also keineswegs als
eine fertige Theorie gelten, sondern nur zur Beschäftigung mit einem
höchst wichtigen, aber bisher fast übersehenen Problem anregen,-
zugleich will ich zeigen, um welche Punkte sich meiner Meinung nach
die Diskussion zunächst zu drehen hat, wenn sie fruchtbringend
werden soll.
Der zweite Punkt betrifft den Umstand, daß ich meine Arbeit
gerade in diesen Blättern veröffentliche, obwohl sie mit der Psycho-
analyse ja nur in recht entferntem Zusammenhang steht, und ob-
wohl speziell der zweite Teil der Abhandlung, in welchem aus-
schließlich etymologische Fragen behandelt werden, kaum auf das
Interesse weiterer Kreise Anspruch erheben kann. Daß ich diesen
zweiten Teil nicht einfach weggelassen oder gesondert veröffentlicht
habe, hat indessen seinen guten Grund. Ich bin nämlich der Ansicht,
daß eine Hypothese nur dann von Wert ist, wenn sie nicht nur
das rein abstrakte Denken befriedigt, sondern sich auch in der wissen-
schaftlichen Praxis als gewinnbringend erweist, also den Schlüsse!
zum Verständnis bisher unklarer Tatsachen und Zusammenhänge
liefert. Eben diese Anwendbarkeit meiner Annahmen in der philo^
logischen Praxis soll der etymologische Teil zeigen.
Noch muß ich ausdrücklich hervorheben, daß eine ganze Reihe
der im folgenden ausgesprochenen Gedanken durchaus nicht neu sind.
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ZEITSCHRIFT FÜR ANWENDUNG DER PSyCHCE
ANALYSE AUF DIE GEISTESWISSENSCHAFTEN
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR S. FREUD
T - SCHRIFTLEITUNG: ,Qir)
1.0. OTTO RANK/DR. HANNS SACHS iyIZ
I.... ...... ..I n i,!: ■! 'h :i: !, T n :!i-'!! ■„. 'l,'ir
Über den Einfluß sexueller Momente auf Entstehung
und Entwicklung der Sprache.
Von Dr. HANS SPERBER (Upsala).
Die Veröffentlichung der vorliegenden Arbeit bedarf nach zwei
Richtungen hin einer Rechtfertigung. Zunächst mag es scheinen,
als ob die dargebotenen Gedanken nodi allzu unfertig, die
Belege allzu unvollständig wären, und ich bin gewiß der Letzte, der
dies leugnet. Wenn ich mich trotzdem entschlossen habe, die PublL
kation nicht länger zu verschieben, so ist dies geschehen, weil ich
mir von der öffentlichen Diskussion mehr für die Erforschung der
hier berührten Probleme verspreche, als ich allein durch eigenes Nach-
denken erreichen könnte. Was ich gebe, will also keineswegs als
eine fertige Theorie gelten, sondern nur zur Beschäftigung mit einem
höchst wichtigen, aber bisher fast übersehenen Problem anregen,-
zugleich will ich zeigen, um welche Punkte sich meiner Meinung nach
die Diskussion zunächst zu drehen hat, wenn sie fruchtbringend
werden soll.
Der zweite Punkt betrifft den Umstand, daß ich meine Arbeit
gerade in diesen Blättern veröffentliche, obwohl sie mit der Psycho-
analyse ja nur in recht entferntem Zusammenhang steht, und ob-
wohl speziell der zweite Teil der Abhandlung, in welchem aus-
schließlich etymologische Fragen behandelt werden, kaum auf das
Interesse weiterer Kreise Anspruch erheben kann. Daß ich diesen
zweiten Teil nicht einfach weggelassen oder gesondert veröffentlicht
habe, hat indessen seinen guten Grund. Ich bin nämlich der Ansicht,
daß eine Hypothese nur dann von Wert ist, wenn sie nicht nur
das rein abstrakte Denken befriedigt, sondern sich auch in der wissen-
schaftlichen Praxis als gewinnbringend erweist, also den Schlüsse!
zum Verständnis bisher unklarer Tatsachen und Zusammenhänge
liefert. Eben diese Anwendbarkeit meiner Annahmen in der philo^
logischen Praxis soll der etymologische Teil zeigen.
Noch muß ich ausdrücklich hervorheben, daß eine ganze Reihe
der im folgenden ausgesprochenen Gedanken durchaus nicht neu sind.
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