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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 9.1923

DOI issue:
Heft 1
DOI article:
Freud, Sigmund: Eine Teufelsneurose im siebzehnten Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.28544#0011

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IMAGO
ZEITSCHRIFT FÜR ANWENDUNG DER PSYCHO-
ANALYSE AUF DIE GEISTESWISSENSCHAFTEN
IX. BAND_ 1923 HEFTi
EINE TEUFELSNEUROSE
IM SIEBZEHNTEN JAHRHUNDERT
Von SIGM. FREUD
An den Neurosen der Kinderzeit haben wir gelernt, daß manches
hier mühelos mit freiem Auge zu sehen ist, was sich späterhin nur
gründlicher Forschung zu erkennen gibt. Eine ähnliche Erwartung
wird sich für die neurotischen Erkrankungen früherer Jahrhunderte
ergeben, wenn wir nur darauf gefaßt sind, dieselben unter anderen
Überschriften als unsere heutigen Neurosen zu finden. Wir dürfen
nicht erstaunt sein, wenn die Neurosen dieser frühen Zeiten im dä-
monologischen Gewände auftreten, während die der unpsychologi-
schen Jetztzeit im hypochondrischen, als organische Krankheiten ver-
kleidet, erscheinen. Mehrere Autoren, voran Charcot, haben bekannt-
lich in den Darstellungen der Besessenheit und Verzückung, wie sie
uns die Kunst hinterlassen hat, die Äußerungsformen der Hysterie
agnosziert^ es wäre nicht schwer gewesen, in den Geschichten dieser
Kranken die Inhalte der Neurose wiederzufinden, wenn man ihnen
damals mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte.
Die dämonologische Theorie jener dunkeln Zeiten hat gegen alle
somatischen Auffassungen der „exakten" Wissenschaftsperiode recht
behalten. Die Besessenheiten entsprechen unseren Neurosen, zu deren
Erklärung wir wieder psychische Mächte heranziehen. Die Dämonen
 
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