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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 9.1923

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Heft 1
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Róheim, Géza: Nach dem Tode des Urvaters
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https://doi.org/10.11588/diglit.28544#0093

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NACH DEM TODE DES URVATERS
Von Dr. GEZA ROHEIM (Budapest)'
Osiris, der Sohn der Himmelsgöttin Nut und des Erdgottes Sebk, ver-
mischte sich mit seiner Schwester Isis noch vor der Geburt im Mutter-
leibe. Er wird zum Herrscher über Ägypten, durchzieht das Land,
wilde Sitten mildernd, Ackerbau und Kultur einführend. Während
seiner Abwesenheit herrschte sein Bruder Set an seiner Stelle. Bei
seiner Rückkunft aber stellte er ihm mit List nach, wobei er 73 Männer
zu Mitverschworenen machte und zur Helferin eine aus Äthiopien an-
wesende Königin namens Aso hatte. Auf einem fröhlichen Gastmahl
verlockt er den Osiris mit List, sich in eine Lade zu legen. Die Ver-
schworenen werfen den Deckel darauf, verschließen die Lade von
außen mit Nägeln und lassen sie durch die tanitische Mündung ins
Meer hinab. Die Lade wird von Isis gefunden, sie setzt sie aber bei-
seite, um zu ihrem Sohn Horus in den Sumpf von Buto zu reisen.
Set jagte gerade bei Mondlicht ein Wildschwein, traf aber an Stellp
des Wildschweines den Körper des Osiris, zerriß ihn in 14 Teile und
streute sie umher. Isis sucht und findet die einzelnen Stücke, aber von
allen Teilen des Osiris konnte sie das Schamglied allein nicht auffinden,
denn dies ward gleich in den Fluß geworfen und von dem Lepidotos,
1) Kongreßvortrag Berlin. 1922. Zugleich ein Auszug aus umfangreicheren Unter-
suchungen; ich habe daher ein eingehenderes Mitteilen und Besprechen des einschlägigen
Materials für die Publikation in Buchform zurückgestellt.

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