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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 9.1923

DOI issue:
Heft 1
DOI article:
Loewenstein, Rudolf: Zur Psychoanalyse der schwarzen Messen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28544#0092

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z. zd

Wechselwirkung von Zensur und Wunsch. Aus dem erigierten Glied
des Kruzifix kann man den Wunsch erkennen und das absichtlich in
eine gemeine Fratze verwandelte Gesicht zeigt, wie dieser Wunsch
vom Ich eingeschätzt wird. Daß aber Christus so dargestellt wird, be-
weist die Rückkehr der Sinnlichkeit aus den ins Religiöse sublimierten
Trieben.
Sollten einige von diesen Schwarzen Messen wirklich stattgefunden
haben, so müßte für die Erklärung ihres Zustandekommens noch der
Faktor aufgeklärt werden, der den Übergang von einer perversen
Phantasie zur Perversion oder einer kriminellen Phantasie zum Ver-
brechen zustandebringt, und der sich, glaube ich, nicht nur durch ein
quantitatives Überhandnehmen des Triebes erklären läßt. Solche tat-
sächlich stattgehabte Schwarze Messen, bei denen der Kommunion-
wein aus dem Blute eines ermordeten Kindes stammt, würden wohl
im Zusammenhang mit den Totemfeiern und ähnlichen religiösen
Festlichkeiten stehen, wobei die Verschiedenheit ihrer Formen von
dem Grad der Verdrängung der Sexualtriebe abhängig sein würden.
 
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