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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 9.1923

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Heft 3
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Berger, G.: Zur Theorie der menschlichen Feindseligkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.28544#0354

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ZUR THEORIE DER MENSCHLICHEN
FEINDSELIGKEIT
Von G. BERGER, Wageningen (Holland)
I
Es ist in der letzten Zeit von verschiedenen Seiten her auf eine ge-
wisse organische Insichgeschlossenheit der menschlichen Kultur-
gemeinschaften hingewiesen worden und es wurde der Versuch ge-
macht, dies auf eine, jeder Kulturgemeinschaft zugrunde liegende,
eigene Seelenart zurückzuführen/
Dem gegenüber steht, daß sich innerhalb derselben Kulturgemein-
schaft mit scharfen Umrissen Gruppengemeinschaften abheben, welche
untereinander bedeutende Verschiedenheiten in ihrer Wesensart auf-
weisen, sich im allgemeinen feindlich gegenüberstehen, häufig sogar
auf Leben und Tod bekämpfen. (Z. B. Sparta und Athen in der anti-
ken, die großen Kulturvölker in der abendländischen Kultur.)
Wie kann sich nun auf solchen wütenden Gegensätzen eine gemein-
same, dieselbe Seele verkörpernde Kultur auf bauen? Oder umgekehrt,
wie ist es denkbar, daß eine und dieselbe Seele sich in so vielfach
verschiedenen, sich bekämpfenden Formen offenbart?
1) Nicht so sehr in der Charakteristik der Seelenarten und in der Festlegung ihrer Ent-
wicklungswege, als in der allgemeinen Konzeption der Möglichkeit dieses Zurückführens
liegt die Bedeutung des hierbei an erster Stelle zu berücksichtigenden Werkes von O. S p e n g -
ler, Der Untergang des Abendlandes.
 
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