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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 9.1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.28544#0141

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BÜCHER

Dr. med. MAAG: Neurose, Psychoanalyse, Christentum. Verlag Walter
Loepthien-Klein, Meiringen 1931.
Über Religion und speziell das Christentum ist bis heute bereits eine recht
ansehnliche psychoanalytische Literatur entstanden, welche diese Materie von
den verschiedensten Gesichtspunkten aus behandelt und dabei mannigfaltigste
Beziehungen aufdecken konnte zwischen Religion—Mythus — Traum — Trieb-
leben—Neurose. Verfasser dieses Schriftchens, der die Beziehungen zwischen
Psychoanalyse, Neurose und Christentum mehr vom Standpunkte des Psycho-
therapeuten betrachten will, läßt die eben erwähnten psychoanalytischen Er-
gebnisse ziemlich unberücksichtigt. So ergibt sich ein eigentümlicher Zwiespalt:
Während er sich einerseits bemüht, die Neurose tiefenpsychologisch zu erklären,
verfällt er anderseits bei Besprechung des Einflusses des Christentums ganz in
die populäre, tagespsychologische Betrachtungsweise. So resultieren zwei ver-
schiedene Standpunkte, von denen aus die meisten Beziehungen zwischen Psycho-
analyse und Christentum gar nicht gefunden werden können. Hier hätte Ver-
fasser unter anderen in den Arbeiten Pfisters, die ihm offenbar zum Teil be-
kannt sind, bedeutend tiefer schöpfen können und vor allem nichts über-
sehen sollen. Überhaupt begegnen wir beim Durchlesen dieses Büchleins auf
Schritt und Tritt Stellen, welche uns zeigen, daß Verfasser wohl einiges über
Psychoanalyse gelesen, sich aber das meiste nicht genügend zu eigen gemacht
hat. Darauf soll in der folgenden kurzen Inhaltsangabe besonders hingewiesen
werden.
Von vornherein vertritt Verfasser die irreleitende und falsche Ansicht, daß
die Psychoanalyse immer ein „geschlechtliches Moment" als Ursache der Neu-
rose annehme, eine Anschauung, die nun schon so oft richtig gestellt werden
mußte, daß sie hier keiner weiteren Widerlegung bedarf. Trotz dieser unrich-
tigen Voraussetzung gelangt Verfasser scheinbar doch zur Anerkennung des
 
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