DIE ZEIT IM UNTERSCHWELLIGEN
SEELENLEBEN*
Von Dr. S. SPIELREIN
Meine Damen und Herren! Die Psychoanalyse vermißt eine Be-
ziehung, welche das Vorbewußte und Unterbewußte zusammenfaßt.
Ich möchte Ihnen die Beziehung „das unterschwellige Seelenleben"
vorschlagen.
Erwarten Sie nicht, daß ich Ihnen das komplizierte Problem der
Zeit fertig gelöst vorlege. Es handelt sich vielmehr um eine Reihe
methodisch durchgeführter Forschungen. Freud war es, der auch
hier den Grundstein gelegt hat. In seiner Traumdeutung beschäftigt
er sich, wie in keinem seiner späteren Werke, mit der Struktur des
Traumdenkens, d. h. des vorbewußten Denkens. Außer den uns allen
geläufigen allgemeinen Gesetzen bei der Bildung von Traumgestalten
(Verschiebung, Verdichtung, pro fo?o" usw.) finden wir hier
speziellere Beobachtungen über die vorbewußte Sprache; so gibt uns
Freud Beispiele, wie das „wenn", das „warum" im Traume dargestellt
werden und dgl. mehr. Diese vorbewußte Sprache, als Ausdruck
der Denkmechanik, hat mich stets besonders interessiert. Es sollten
hier nach Freud die gleichen Gesetze gelten, die das primitive und
kindliche Denken beherrschen. So habe ich mich denn systematisch
dem Studium des vorbewußten und kindlichen Denkens gewidmet.
1) Vortrag, gehalten am VII. Internationalen Psychoanalytischen Kongreß in Berlin
Sept. 1922).
SEELENLEBEN*
Von Dr. S. SPIELREIN
Meine Damen und Herren! Die Psychoanalyse vermißt eine Be-
ziehung, welche das Vorbewußte und Unterbewußte zusammenfaßt.
Ich möchte Ihnen die Beziehung „das unterschwellige Seelenleben"
vorschlagen.
Erwarten Sie nicht, daß ich Ihnen das komplizierte Problem der
Zeit fertig gelöst vorlege. Es handelt sich vielmehr um eine Reihe
methodisch durchgeführter Forschungen. Freud war es, der auch
hier den Grundstein gelegt hat. In seiner Traumdeutung beschäftigt
er sich, wie in keinem seiner späteren Werke, mit der Struktur des
Traumdenkens, d. h. des vorbewußten Denkens. Außer den uns allen
geläufigen allgemeinen Gesetzen bei der Bildung von Traumgestalten
(Verschiebung, Verdichtung, pro fo?o" usw.) finden wir hier
speziellere Beobachtungen über die vorbewußte Sprache; so gibt uns
Freud Beispiele, wie das „wenn", das „warum" im Traume dargestellt
werden und dgl. mehr. Diese vorbewußte Sprache, als Ausdruck
der Denkmechanik, hat mich stets besonders interessiert. Es sollten
hier nach Freud die gleichen Gesetze gelten, die das primitive und
kindliche Denken beherrschen. So habe ich mich denn systematisch
dem Studium des vorbewußten und kindlichen Denkens gewidmet.
1) Vortrag, gehalten am VII. Internationalen Psychoanalytischen Kongreß in Berlin
Sept. 1922).