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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 9.1923

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Heft 2
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Klein, Melanie: Zur Frühanalyse
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https://doi.org/10.11588/diglit.28544#0233

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Z?7A 22J
hat' —, auch eine starke primäre Lust, die zufolge ihres sexuellen
Lustcharakters verdrängt worden war. Das Ballspielen, Reifenspielen,
Schlittschuhlaufen, Rodeln, Tanzen, Turnen, Schwimmen, kurz Sport
aller Art erwiesen sich libidobesetzt, und zwar auch immer genital-
symbolisch, ebenso der Weg zur Schule, Verhältnis zu Lehrer und
Lehrerin, aber auch die Tätigkeiten des Lernens und Lehrens an sich.
Dabei erwiesen sich natürlich reichliche, individuell verschiedene, durch
die einzelnen Partialtriebe gegebene, hetero- und homosexuelle aktive
und passive Determinierungen als bedeutsam.
Analog den neurotischen Hemmungen zeigten sich bei diesen als
normal zu bezeichnenden Hemmungen eine konstitutionell ver-
stärkte Lust und die sexual-symbolische Bedeutung als grundlegend.
Ich muß aber auf diese sexual-symbolische Bedeutung den Haupt-
akzent legen, denn sie ist es, die durch Besetzung mit Libido zugleich
auch — in einem noch nicht feststellbaren Grade — die primär vor-
handene Anlage und Lust verstärkt, sie ist es aber auch zugleich, die
die Verdrängung auf sich zieht, da diese sich gegen den der Tätigkeit
anhaftenden sexuellen Lustcharakter wendet und so zur Hemmung
dieser Tätigkeit oder Strebung führt.
Ich möchte nun darauf hinweisen, daß alle diese Hemmungen, ob
sie als Hemmungen kenntlich waren oder nicht, vorwiegend den
Rückweg über die Angst — und zwar Rastrationsangst —nahmen,
und erst mit deren Auflösung ein Fortschritt in der Behebung der
Hemmung zu erzielen war. Es ergaben sich mir aus diesen Beobach-
tungen Einblicke in die Beziehung zwischen Angst und Hem-
mung, die ich hier näher besprechen will.
Besonders einleuchtend wurde mir dieser innige Zusammenhang
zwischen Angst und Hemmung aus der Analyse des kleinen Fritz h

1) Abraham: Über eine konstitutionelle Grundlage der lokomotorischen Angst. (Klini-
sche Beiträge zur Psychoanalyse. Int. Psychoan. Verlag.)
2) Siehe „Eine Kinderentwicklung" von Melanie Klein. Imago VII, 1921, drittes Heft.
Da ich im Verlauf meiner Ausführungen immer wieder auf diese Arbeit zurückgreifen muß,
wäre es des Zusammenhangs halber ratsam, diese frühere Arbeit vor der jetzigen zu lesen.
 
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