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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 11.1900

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Villa Solskin bei Grosshesselohe (München)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6712#0082

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Seite 58.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

April-Heft.

Villa Solskin, München—Grosshesselohe.

Kamin-Partie in der Halle.

gewöhnt sind und vielfach nicht zu unterscheiden wissen, was
in der äusseren Erscheinung einem Stadt- und einem Land-
hause frommt. Man sieht zuweilen noch recht kunterbuntes
Zeug. Jene gewisse behagliche Erscheinung, wie sie an
holländischen, vor allem an englischen Landhäusern, die nicht
blos als Villeggiatur dienen, zu bemerken ist, hat sich typisch
noch nicht eingebürgert. Man sieht noch vielfach das Bestreben,
»Axen« zu schaffen, die, wenn irgendwo, an solchem Orte
in allererster Linie zu verwerfen sind, man sieht die Unfreiheit
in der Anwendung möglichst gleichmässiger Stockwerkshöhen
und in gar so vielem anderem. Das Bedürfniss des im Getriebe
der Stadt Thätigen, seine Ruhestunden fern vom Gebimmel
der elektrischen Bahnen und dem übrigen Spektakel dichtbevöl-
kerter Strassen zu verleben, hat bis heute in den Villen-
Kolonien Münchens keine karakteristischen Erscheinungen, wie
es z. B. die englischen Cottage's sind, herausgebildet. Der
Umstand, dass diese ländlichen Ansiedelungen möglicherweise
in Zukunft auch von Einfluss auf das Familienleben sein
könnten und die Manie, den Abend im Wirthshaus zu ver-
bringen, etwas in Abnahme gerathen lassen, trägt vielleicht
dazu bei, allmählich die Heranbildung eines solchen Wohnhaus-
Typus zu ermöglichen, womit übrigens beileibe nicht etwa
eine schematische Behandlung verbunden zu sein braucht.

Ein ganz besonders gut geartetes Exempel solch eines
ländlichen Städterhauses, das genügende Räume, genügende
sanitäre Vorrichtungen und modernen Komfort, Behaglichkeit

in jeder Tonart in sich vereinigt, ist die Villa Solskin bei
Grosshesselohe nächst München. Ihr Besitzer ist der dänische
Kunstmaler Charles Hinne, der in Anlehnung an englische
Vorbilder den Plan zum Ganzen selbst gemacht und auch
die ganze künstlerische Ausstattung geschaffen hat, durchaus
nicht prunkvoll, aber wohlthuend, anheimelnd, kurzum so, dass
man gern in diesen Räumen sitzen bleibt, sei's Sommer
oder Winter.

Der Grundriss. um ein Wort hiervon zu sagen, ist einfach,
Das Haus ist nicht sehr tief, dagegen lang. Seine Haupt-
dimension geht von Ost nach West. Es gelang dadurch,
einen grossen Theil der Wohnräume nach Süden zu verlegen,
was bei dem vorherrschend rauhen Klima der Bayerischen
Hochebene ein grosser Vortheil ist. Nach Norden liegt der
Eingang mit Vorhalle und Garderobe, der langgestreckte
Korridor, von dem aus die Wohnräume zugänglich sind,
sowie Spülküche und Speisekammer. Nach Süden, in einer
Flucht, Küche (mit ihren Annexen von der Wohnung getrennt,
jedoch mit dem Speisezimmer durch einen Passe-plats inner-
halb des feststehenden Büffets verbunden) und Wohn-, sagen
wir Familien-Verkehrs-Räume, darunter die durch zwei Stock-
werke emporgeführte Halle.

Im ersten Stock, der nur Schlafräume, Bad etc. enthält,
ist wieder die Südseite in erster Linie ausgenützt und im
Stockwerk darüber endlich befindet sich ausser Speicher und
Mägdekammer das grosse und geräumige Atelier. Die über-
 
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