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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 11.1900

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Graevèll, A.: Dekorationen auf der Dresdener Bau-Ausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6712#0203

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XL Jahrg. 1900.

Darmstadt.

Oktober-Heft.

PerorationeN auf per Prespener Bau-Ausstellung.

Von A. Gräv£ll.

eitdem die Ausstellungen nicht mehr dem rein
idealen Bemühen, eine Art Examen über die
industrielle und gewerbliche Entwickelung
der Völker abzuhalten, allein gewidmet sind,
sondern es zur Bestreitung der Kosten nöthig
geworden ist, auch die praktischen Seiten des
Ausstellungsgedankens auszubilden, haben
diejenigen recht behalten, welche hierdurch die Ausstellungen
zu grossen »Jahrmärkten« herabsinken sahen. Ja, im letzten
Jahrzehnt haben sie durch die Einbeziehung raffinirter Ver-
gnügungen — denen nun einmal die Menschen am ehesten
geneigt sind, Opfer zu bringen — den Karakter von
»Kirmsen« angenommen, denen (nominell als Hauptzweck)
die »Ausstellungen angehängt« sind.

Die Deutsche Bau-Ausstellung in Dresden macht hiervon
keine Ausnahme, wenn auch zu Ehren ihrer Leiter gesagt
werden muss, dass sie den Hauptzweck, die Ausstellung,
deutlich erkennbar und von der »Kirmes« streng getrennt
— auch örtlich — gehalten haben. Wenn also auch der
groteske Mummenschanz des »Vergnügungseck's« die Aus-
stellungsbesucher in ernsthaften Betrachtungen und Studien
nicht stört — ganz konnte er nicht entbehrt werden, ja die
Belebung der fidelen Ecke durch stilgerecht kostümirte Heben
und Ganymeds, wie durch Gesänge und Tänze aufführende
Mimen macht den karnevalistischen Eindruck vollständig.

Nichtsdestoweniger muss anerkannt werden, dass die
Ausstellungsleitung bemüht war, gerade diesem Theil der
»Ausstellung« eine Gestalt zu geben, die vom Standpunkte
der dekorativen Kunst Beachtung und theilweise Lob verdient.
Nicht nur ist durch eine Reihe farbenprächtiger Darstellungen
die Wirkungskraft des koloristischen Momentes in sinnen-

fälliger Weise zur Erscheinung gebracht und so unseren an
das »Grau in Grau« der öffentlichen Verkehrsräume gewöhnten
Stadtpublikum der Werth einer farbigen Staffage des Strassen-
und Zimmerbildes vor Augen geführt worden, sondern die
Originalität der Zusammenstellung wie auch vieler angewandten
Formen, die z. Th. dem praktischen Alltagsleben entnommen
sind und Anklänge an historische Stile oder akademische
Kunstbildung weit von sich weisen, zeigt auch, dass unsere
; Architekten, soweit sie Anspruch auf Selbständigkeit in ihren
Schöpfungen erheben, »des rechten Weges sich wohl bewusst«
sind. Dass sie dabei zuweilen straucheln, soll ihnen nicht
verübelt sein, solange sich nur erkennen lässt, dass sie, nach
Goethes Rezept, lustig hineingreifen ins volle Menschenleben.
Soweit sie das in dem Vergnügungseck der Bau-Ausstellung
gethan haben, sind die geschaffenen Bauten interessant und
z. Th. originell zu nennen. Deshalb mögen ihnen einige
Worte an dieser Stelle gewidmet sein.

Eine so einheitliche Anlage, wie die berühmt und vor-
bildlich gewordene »Alte Stadt« der 1896 er Kunst- und
Handwerks-Ausstellung zu Dresden, ist ja das Vergnügungseck
der Bau-Ausstellung nicht; dafür ist es auch räumlich kleiner.
Aber in diesem engen Rahmen zeigt sich ein ungemein
karakteristisches Bild dekorativer Kunst, welches gerade durch
seine Gegensätze fesselt, allerdings dadurch auch Vorzüge und
Schwächen gleich bemerkbar hervortreten lässt.

Als letztere möchte ich die gar zu sehr an eine jahr-
marktsmässige Aufstellung erinnernde Gruppirung der ein-
zelnen Bauten nennen, die den Karakter der »Bier-Strasse«
allzu aufdringlich hervortreten lässt. Das gilt insbesondere
von der »modernen« Abtheilung, die dadurch viel von ihrem
Reize einbüsst. In der - altgermanischen« Abtheilung kommt

1900. x.i.
 
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