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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 11.1900

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Ausstellung moderner Kunst-Stickerei-Arbeiten in Darmstadt, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6712#0162

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Seite 120.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Juli-Heft.

AUSSTELLUNG MODERNER KUNST-STICKEREI-
ARBEITEN IN DARMSTADT. In Folge einiger Ver-
zögerungen bei der Einlieferung grösserer Kollektionen konnte
die Ausstellung erst am 16. Juni eröffnet werden und zwar
in den Räumen der Grossh. Centrai-Stelle für die Gewerbe,
Neckarstrasse 3. Ueber die dieser ersten grösseren Sonder-
Ausstellung moderner Stickereien zu Grunde liegenden Ab-
sichten gibt die Einleitung des in unserem Verlage erschie-
nenen und typographisch mit grosser Sorgfalt ausgestatteten
Kataloges nähere Auskunft. Dort heisst es u. a.:

»Schon längst machte sich ein dringendes Bedürfniss
geltend nach ■wirklich künstlerischen Vorbildern auf dem
Gebiete der Stickerei, ohne dass es bisher gelungen wäre,
demselben in ausreichendem Maasse abzuhelfen. So Vorzüg-
liches von einzelnen Künstlern und Künstlerinnen seit Erwachen
des neuzeitlichen Kunst-Empfindens auf dekorativem Gebiete
auch an Stickereien geschaffen und ausgestellt wurde, so ist
unseres Wissens doch kaum der Versuch gemacht worden,
aus der Fülle dieser Arbeiten das auszuscheiden und methodisch
zusammenzustellen, was im Besonderen der einfacheren, prak-
tischen Frauen-Arbeit, dem häusslichen Kunst-Fleisse neue
Wege und höhere Ziele eröffnen kann.

Auf den grossen, leider fast immer allzugrossen Kunst- und
Kunstgewerbe-Ausstellungen kommt die Stickerei meist zu kurz.
Anders eine kleine, nach streng-künstlerischen Grundsätzen
ausgewählte und übersichtlich arrangirte Sonder-Ausstellung.

Hier können auch die kleinen und kleinsten Arbeiten
Beachtung finden. Um diesem Prinzipe noch in erhöhtem
Maasse zu entsprechen, wurde von vornherein das Gebiet
der gegenwärtigen Ausstellung beschränkt durch die Be-
dingung, dass der Verkaufspreis der einzelnen Objekte
100 Mark im Allgemeinen nicht überschreiten t solle.
Hierdurch wurde der ganzen Veranstaltung der

Karakter häuslich-intimer Kunst-Pflege aufgedrückt.« —
Wie sehr diese Sonder-Ausstellung einem Bedürfnisse ent-
gegenkam, erhellt schon aus der starken Betheiligung. Denn
obzwar die Jury ihres dornenvollen Amtes mit grösster Schärfe
gewaltet hat und dementsprechend eine Menge z. Th. auch
recht hübscher Arbeiten zurückgewiesen wurden, die den
gestellten Anforderungen nicht vollauf entsprachen, so reichten
die zur Verfügung stehenden Räume doch kaum aus, um alles
aufzunehmen. Indem wir uns eine eingehende kritische Wür-
digung vorbehalten, beschränken wir uns heute darauf, das
Wichtigste kurz aufzuzählen, nicht zweifelnd, dass dies genügen
wird, um zahlreiche Interessenten aus Nah und Fern zum
Besuche der Ausstellung zu veranlassen. Kollektiv vertreten
sind: Fr. Adler, Marg. v. Brauchitsch mit Schülerinnen, Otto
und Hanna Ubbelohde, sowie die »Vereinigten Werkstätten«.
in München, letztere u. a. mit Arbeiten von Frau Br. Paul und
B. Pankok, sodann Fr. und Helene Rentsch, Anna und Erich
Kleinhempel—Dresden, Estebana Risse—Frankfurt, Käthe
Sturmfcls—Hamburg (Entwürfe von Paul Bürck—Darmstadt),
die »Stuttgarter Frauen-Arbeits-Schule*, Marg. Trautwein—
Breslau, Elsa Weise—Halle, R. Wille—Berlin. Ferner heben
wir hervor die von Pauline Braun und Hubert Bringer in
Darmstadt ausgeführten Stickereien nach Entwürfen von Prof.
H. Christiansen, sowie die Serien schwedischer, bulgarischer,
türkischer, marokkanischer und mexikanischer Arbeiten. —
Um das Gelingen der Ausstellung haben sich nächst der Grossh.
Central-Stelle auch die Firmen Julius Glückert und Joseph
Trier in Darmstadt verdient gemacht. Die Ausstellung bleibt
bis 15. Juli geöffnet und kann an Wochentagen von 9 bis
1 Uhr Vormittags und von 3 bis 6 Uhr Nachmittags, an
Sonn- und Feiertagen von 1 o bis 1 Uhr Vormittags besichtigt
werden. Der Eintritt ist frei; der modern ausgestattete
Katalog wird von unserer Expedition gegen 60 Pf. abgegeben.

Professor Emanuel Seidl, München.

* Spaten-Bräu^ auf der Welt-Ausstellung Paris igoo.
 
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