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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 11.1900

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Villa Solskin bei Grosshesselohe (München)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6712#0087

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April-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 61.

Farbe irgendwie Schaden leidet. Uebrigens sind auch andere
Räume des Hauses in ihrem Wand-Dekor in gleicher Weise
ausgeführt, ja sogar die Küche hat einen waschechten Ueberzug
und dekorative Malereien dieser Art bekommen.

In Bezug auf die übrige Ausstattung ist, was z. B. die
Holzmöbel und Wandverkleidungen betrifft, nirgends ein in
die Augen stechender Luxus mit theuerem Material getrieben.
Vielfach ist Lärchen-, auch Pitch-Pine-Holz verwendet, und
der Augenschein lehrt, dass sich auch in solch relativ billigem
Material reizende Geschichten herstellen lassen. Bios gehört
eines dazu: »Geschmack«, und den hat der Hausherr. Die

Heizung nicht funktionirt, die nöthige Erwärmung der Räume
besorgen. Auch hier zeigt sich recht deutlich, dass nicht
immer der Aufwand an Mitteln in Bezug auf die ästhetische
Wirkung ausschlaggebend ist, sondern ausschb*esslich die Art,
wie so etwas arrangirt ist.

Solche Beispiele tragen durchschnittlich weitaus mehr
lehrreiche Seiten an sich, als es bei eigentlichen Prunkräumen
der Fall ist. Das Bedürfniss nach hübsch dekorirten, ein-
fachen Wohnräumen ist in weitaus breiteren Schichten vor-
handen, als das nach prächtig ausgestatteten Zimmern.
Natürlich sperrt sich kein Künstler dagegen, wenn ihm in

Villa Solskin, München—Grosshesselohe.

Profilirungen sind durchweg schlicht, aber durch die Art
ihrer Anwendung reizvoll. Mit aus- und einspringenden
Partien ist überall ein reicher Wechsel von Licht und Schatten j
erreicht und so wirkt, was man seiner Erscheinung nach j
eigentlich als »schlicht« bezeichnen musste, dennoch abwechse-
lungsreich. Ein vorzügliches Beispiel hierfür ist das im
Speisezimmer fest mit der Wand verbundene Büffet, das,
abgesehen von seiner ganz eminent praktischen inneren Ein-
theilung, auch als Erscheinung sehr reizvoll wirkt. Ein paar
Lisenen, ein paar hübsch gegliederte Scheiben, etliche sehr
hübsch erfundene Beschläge — voilä tout. Genau so ver-
hält es sich mit den Kamin-Anlagen, die übrigens kein leerer
Zierrath sind, sondern zu Zeiten, wo die Central-Warmwasser-

Eingebautes Büffet.

Bezug auf die Ausgaben, die er bei einem Bau riskiren darf
die Hände nicht allzusehr gebunden werden. Bei gar vielen
aber hört das Latein auf, wenn die Forderung lautet: Ein-
fach aber doch gut. Und an solchen Beispielen ist, wenn
man gleichzeitig auch ein wenig auf originelle Erfindung
sieht, thatsächlicher Mangel. Weniger Vorlagenwerke, mehr
praktisch Bethätigtes, das dürfte auch hier gelten. An reich
entwickelten, auf dem Papier stehengebliebenen Projekten fehlt
es nicht, wohl aber an wirklich ausgeführten Beispielen einer
in gewissen Grenzen sich bewegenden Dekorationskunst, die den
rechten Ausdruck findet, auch wenn ihr keine unergründlichen
Geldbeutel zur Verfügung stehen. Hinne hat in seiner Villa
Solskin ein solches Beispiel geschaffen, h. E. Berlepsch—Valendas.
 
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