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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 11.1900

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Wettbewerb-Entscheidung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6712#0111

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Mai-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 79.

LfeON Bochoms, Verviers.

Kredenz.

die hier reproduzirten Entwürfe zur Genüge erweisen. —
Aber dieser Wettbewerb war noch nach einer anderen
Seite hin sehr lehrreich. In letzter Zeit sind nicht selten aus
den Kreisen der Künstler und Zeichner Klagen über die
Methode der Preis-Ausschreiben laut geworden. Es wurde
vielfach versucht darzuthun, dass die Wettbewerbe mitunter
den Künstlern direkt schaden, ja man hat sogar von einem
»Konkurrenz-Unwesen« gesprochen. Freilich hat das Prinzip,
auf dem sich Preis - Ausschreibungen gründen, etwas Ver-
wandtes mit dem Lotterie-Spiel, und der, welcher eine Niete
zieht, wird hier ebensowenig wie dort Ursache zu Freuden-
Ausbrüchen haben. Dieser Schattenseite stehen jedoch so
wesentliche ideelle und materielle Vortheile gegenüber, dass
es sich doch sehr fragt, ob die unseren Künstlern, namentlich
den talentvollen und erfolgreichen, einen besonderen Gefallen
erzeigen, welche immer über die Preis-Ausschreiben zetern
und diese bekämpfen. Unseres Erachtens müssen die Wett-
bewerbe, wie sie von uns organisirt werden, begrüsst werden
als ein sehr zweckmässiges und erspriessliches Mittel, durch
welches Firmen und Private in den Stand gesetzt werden,
einerseits eine Auswahl werthvoller Entwürfe zu erlangen
und andererseits den Künstlern förderlich zu sein. Um na-
mentlich letzteres einmal in's rechte Licht zu rücken, mag es
erlaubt erscheinen, nachstehend einen Absatz aus einem Briefe
wörtlich mitzutheilen, der uns von der Direktion der Aktien-
gesellschaft für Cartonnagen - Industrie zuging und der in
geradezu rührender Weise veranschaulicht, wie durch diesen
Wettbewerb ein tüchtiger Künstler, Wilhelm Hammer in
Leipzig, der den L und III. Preis, zusammen 500 Mk., errang,
in entscheidender Weise gefördert worden ist.

»Herr Hammer, 26 Jahre alt, ist ein Mann einfacher

Herkunft, der Sohn eines Hainichener Webermeisters. Schon
von Jugend an hat er für Textilmuster dadurch Anregung
gehabt, dass in der Hainichener Gegend auch Kunstweberei
betrieben wird, die, wie z. B. die Chenille - Fabrikation der
Farbenverwendung und Formenentwickelung unbeschränkten
Spielraum gewährt, ähnlich, wie dies bei den Smyrna-Knüpf-
teppichen der Fall ist. Der junge Mann hat sich als einfacher
Dekorationsmaler durch seiner Hände Arbeit mühsam einige
Groschen zusammengespart, um in Leipzig die Kunstgewerbe-
schule besuchen zu können, woselbst er drei Semester absolvirt
hat. Zur Zeit ist er Gehülfe bei einem Leipziger Dekorations-
maler. Er ist auf ein sehr kärgliches Einkommen angewiesen,
von dem er immer noch auf's Neue spart, um eine höhere
Kunstgewerbeschule besuchen zu können und sich weiter
fortzubilden. Die von ihm eingesandten Entwürfe »Fliegende
Blätter« und »Farbenfurcht« sind die erste Betheiligung an
einem Preis-Ausschreiben, er erklärt uns aber, dass er davon
überzeugt gewesen sei, dass seine Arbeit als etwas Ursprüng-
liches, jedenfalls nach einer gewissen Richtung hin mit in
Konkurrenz gezogen und beachtet werden dürfte. Es gereicht
uns zur besonderen Freude, dass gerade einem jungen Manne
von, nach unserer Ueberzeugung, ganz besonders individueller
Begabung von dem Preisrichter-Kollegium eine Auszeichnung
zu Theil wurde, und wir glauben, dass Herr Hammer wohl
berufen ist, auch späterhin eine besondere Leistungsfähigkeit
zu bekunden. Ihm standen die Thränen in den Augen, als
wir ihm gestern von der ihm zu Theil gewordenen Auszeich-
nung Mittheilung machten und ihm den Betrag von 500 Mk.
auszahlten; ganz besonders war er beglückt durch die Mit-
theilung, dass seine beiden Entwürfe gerade in Ihrer Fach-
Zeitung der Oeffentlichkeit vorgeführt und dadurch sein
Name bekannt gegeben werden dürfte.«

Die beigegebenen Abbildungen des Wettbewerb-Ergeb-
nisses zeigen immer eine Zimmerdecke und ein Stück der
Wand-Verkleidung im jeweils zusammen passenden Grössen-
verhältniss, nur die letzte (von Noack) zeigt ein in der gedachten
Weise ausgeschmücktes Interieur nebst einer Detail-Skizze. —

L£on Bochoms, Verviers.

Gas-Ofen mit Sitzen.
 
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