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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 11.1900

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Plehn, A. L.: Einfach oder Primitiv?, [2]
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Ausstellung für Kunst-Stickereien in Darmstadt, [1]
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Moderne Möbelstoffe
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Carl Spindler
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https://doi.org/10.11588/diglit.6712#0142

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Seite 104.

lllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Juni-Heft.

Licht-Oeffnungen allein 40 grosse Fenster mit Nordlicht ent-
hält. Für grössere Kirchenfenster soll ausserdem ein passender
Anbau erstellt werden, sodass man allen Bedürfnissen Rech-
nung tragen, die einzelnen Ausstellungs-Gegenstände in wir-
kungsvollster Weise zur Anschauung bringen kann. Wenn
nun das geplante Unternehmen als ein recht zeitgemässes
bezeichnet werden muss, so wird man wohl auch auf eine
rege Betheiligung seitens der deutschen Glasmaler und der
entwerfenden Künstler rechnen können, wie auch die Besitzer
von alten Glasgemälden durch Ueberlassung derselben und
die Buch- und Verlagshandlungen durch Beschaffung ent-
sprechender Text- und Illustrationswerke gewiss gerne zum
Gelingen desselben beitragen. Das Programm der Ausstellung,
nach welchem die tüchtigsten Leistungen durch Ehrenpreise
und Medaillen ausgezeichnet werden sollen, wird in den
nächsten Tagen an die Interessenten zur Versendung gelangen.
Für unser Land hat diese Ausstellung insofern eine besondere
Bedeutung, als das Grossherzogthum Baden eine grössere
Anzahl bedeutender Firmen dieses künstlerisch so interessanten
Fachgebietes in Freiburg, Offenburg, Karlsruhe, Heidelberg,
Mannheim und Konstanz aufzuweisen hat, die sich alle eines
blühenden Aufschwunges erfreuen und zum Thcil auch schon
im Auslande durch Erledigung bedeutender Aufträge einen
begründeten Ruf und hohes Ansehen erlangt haben.

MODERNE MÖBELSTOFFE in grosser Zahl enthält
das soeben ausgegebene Mai-Heft der »Deutschen
Kunst und Dekoration«, welches in seiner ersten Hälfte dem
mächtig aufblühenden Kunstgewerbe Krefeld'?, gewidmet ist.
Dasselbe Heft bringt auch Fussboden - Teppiche nach Ent-
würfen hervorragender moderner Künstler ausgeführt von
H. M. von Bruck Söhne in Krefeld , darunter drei in wohl-
gelungenem Farbendruck als Beilage.

AUSSTELLUNG FÜR KUNST-STICKEREIEN IN
DARMSTADT, arrangirt von Alexander Koch. Die
Eröffnung findet am 2. Juni in der Grossherzoglichen Cenlral-
Stelle für die Gewerbe, Neckarstrasse 3, statt. Die Bethei-
ligung ist eine sehr starke, sodass die Ausstellung ein äusserst
vielseitiges Bild von der Entwickelung der modernen Be-
strebungen auf diesem Gebiete verspricht. Auch im weiteren
Publikum dürfte diese Stickerei-Ausstellung Interesse erregen,
da schon in den Aufnahme-Bedingungen — vergl. 1. Seite
im Inseraten-Anhange des April-Heftes der »Deutschen Kunst
und Dekoration« — ganz besonders darauf Bedacht genommen
ist, solche Arbeiten von bedeutendem künstlerischem Karakter
vorzuführen, die geeignet
sind, dem häuslichen Kunst-
Fleisse gebildeter Damen
werthvolle Vorbilder zu bie-
ten, sowie dem Dekorateur,
Möbel-Fabrikanten von Fach
Anregungen in der ge-
schmackvollen Verwendung
moderner Stickereien zu
geben. Es kann nicht zweifel-
haft erscheinen, dass eine
Spezial-Ausstellung auf die-
sem wichtigen Gebiete künst-
lerischer Frauen - Arbeit
einem längst gefühlten Be-
dürfnisse entgegenkommt.
Auf den grossen Ausstel-
lungen verschwinden die
Stickereien, mit Ausnahme
der ganz grossen Stücke, ge-
wöhnlich in der Masse der
anderen Gegenstände und
Dekorationen. Dagegen kann
hier gerade den kleineren
und intimeren Arbeiten die
Aufmerksamkeit zugewandt
werden, die sie nicht selten

in Anspruch nehmen dürfen. c. Spindi.er, St. Leonhardt.

CARL SPINDLER, Kunstmaler in St. Leonhardt bei
Boersch im Unter-Elsass, ist der Urheber der Entwürfe
zu dem reizenden Musik-Zimmer auf der Pariser Welt-Aus-
stellung, welches im vorliegenden Hefte zum ersten Male
reproduzirt wird. I )ie Möbel und Dekorationen sind alle
unter persönlicher Leitung des Künstlers ausgeführt in der
mechanischen Schreinerei von J. f. Graf in Gebweiler (Ober-
Elsass); General-Vertreter ist Herr Bader-Nottin in Strassburg.
Der Mechanismus des Klavieres ist von der Firma Prestel in
Strassburg. Abgesehen von der fein disponirten Gesammt-
Anlage und der geschmackvollen Struktur der Möbel, gewinnt
der Raum einen besonders anmuthigen Karakter durch die
zahlreich zur Anwendung gebrachten Marquetterien, die eine
gewisse Verwandtschaft mit den Arbeiten der Künstler-Schule
von Nancy erkennen lassen. Während man jedoch in Nancy
meist noch einem gewissen Naturalismus in den Dekors zu-
neigt, tritt Spindler ganz als Stilist auf und gewinnt aus der
Bestimmung des Raumes als Musik-Salon sehr poetische
Motive, die er mit ausserordentlicher Bestimmtheit in dekorativ-
ornamentalem Sinne umdeutet und ausgestaltet. Mit dem
Marquetterie-Schmucke der Möbel stimmen die umfangreichen
Wand-Malereien sehr gut zusammen, sodass aus dem ganzen
Räume ein voller Moll-Akkord entgegen zu tönen scheint,
freilich in gehöriger Diskretion, um der Musik, die hier er-
klingen soll, nicht erdrückend gegenüber zu treten. Unterhalb
der Wand-Gemälde laufen Paneele, ebenfalls mit eingelegten,
zarten Dekors. Sehr gut ist die Idee, über dem Klaviere
eine Stimmungs-Landschaft anzubringen, die den Blick durch

eine tiefe Perspektive nach
einem fernen Tempel hin-
leitet; hierdurch wird der
Zuhörer von der Person des
Spielenden und dessen oft
nicht sehr schönen Beweg-
ungen abgelenkt und trotz-
dem die Konzentration seines
Geistes auf die angenehmste
Weise gefördert. Ueber dem
Noten- und Geigen-Schranke
mit dem Relief-Bildnisse
Franz Liszt's erhebt sich als
Symbol für die veredelnde
Wirkung der Musik ein Ge-
mälde , auf dem, wie das
darüber laufende Spruch-
Band mit einem alt-franzö-
sischen Verse sagt, »die guten
Engel, die da wachen in der
Nacht, ihre goldenen Pfeile
richten gegen die schlimmen
Mächte, welche danach trach-
ten, den Menschen herabzu-
ziehen«. Aehnlich sind die
Bezüge der übrigen Darstel-
lungen zu der Kunst, welcher
Aus einem Musik-Zimmer. dieser Raum geweiht ist.
 
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