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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

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Ostini, Fritz von: Café mit Bar von Ferdinand Götz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0064

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38

INNEN-DEKORATION

CAFE MIT BAR VON FERDINAND GÖTZ

Ein anderes interessantes Werk der Innenarchitektur
von Ferdinand Götz ist eben in der Ausführung
durch die Firma M. Ballin in München begriffen.
Es handelt sich um ein weltstädtisches Cafe mit
Bar etc., das in hervorragend schöner Lage in einer
Großstadt des deutschen Nordens errichtet wird. Das
Etablissement geht durch zwei Stockwerke. Die Straßen-
front ist ganz schmal und der Raum dafür ungeheuer tief.
Diesen denkbar ungünstigsten Grundriß hat der Künstler
nun mit seinem besonderen Geschick für solche Fragen
zu großer Mannigfaltigkeit der räumlichen und farbigen
Wirkung ausgenützt. Betritt man den Parterresaal, so
hat man zunächst eine zierlich gegliederte Galerie mit
hohen und schmalen Wandspiegeln vor sich und zu der
Wirkung dieser blitzenden Spiegel kommt eine feine
Farbenstellung der leicht barocken Architektur: blasses
Blau, lichtes Grün, ein mattes Rot und Gold. Aus die-
sem Cafe-Raum führt die Treppe zum ersten Stockwerk
empor. In der Höhe ihres ersten Podestes ist ein intimes
Kabinett, ganz in Rot eingerichtet, im Stile alter italieni-
scher Theaterlogen; nach der Eingangsseite zu ragt ein
abgerundeter, geschlossener Balkon in das Parterrelokal
hinein. Ein mit weiser Absicht sehr nieder gehaltener
Durchgang führt unter dem roten Kabinett neben der
Treppe in die hinteren Räume des Erdgeschosses. Die
Wände sind mit Lackarbeit auf schwarzem Grunde ge-
täfelt, eingelassene Vitrinen mit Porzellangerät geben

dem Raum eine reizvolle Intimität. Aus diesem dunklen
und niederen Durchlaß nun tritt man in den hohenHaupt-
raum des Erdgeschosses und kommt zunächst zu einem
gemütlichen Kaminplatz nach Holländer Art, mit einem
Kamin aus roten Ziegeln und Eichentäfelung. Dieser
Kaminplatz wird halb überdacht durch die, an jenes rote
Kabinett anschließende, vollkommen geschlosseneMusiker-
loge, deren Öffnungen durch gedrechseltes Stabwerk ver-
gittert sind. Der rückwärtige Raum nun ist geteilt: rechts
das eigentliche Cafe oder Restaurant, links eine Bar,
gegen jenes abgeschlossen durch eine durchbrochene,
weißlackierte Holzarchitektur. Die Ausstattung des
Barraumes ist überaus licht, leicht und gefällig: in Flie-
senbekleidung eingebaute Likörschränke mit funkelnden
bunten Flaschen, paarweis geordnete Sitze mit kleinen
Wandtischchen, alles von sublimierter und immer male-
rischer Eleganz! Die Räume des ersten Stockwerks sind
vor allem darauf berechnet, eine große Menschenzahl zu
fassen. Im rückwärtigen Teile blickt man durch eine
große Öffnung mit vier Ecklogen ins Parterre hinab. Der
große obere Saal hat Stucco-Lustro-Wände mit leichten
Ornamenten, die Farbenstellung ist Braun mit Rosa und
Hellgrau. Zeltartige Einbauten für je zwei Sitze und ein
Tischchen gliedern die Wand. Man sieht, daß hier wieder
Raumbilder von größter Abwechslung gewonnen sind und
dazu den Zwecken eines zeitgemäßen und mondänen Be-
triebes in hohem Maße Genüge getan ist. — f. ». o.
 
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