Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

DOI Artikel:
Walde, K.: "Ausstellung österreichischer Kunstgewerbe"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0129

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

103

ARCHITEKT ROBERT ÖRLEY LN WIEN

WOHNZIMMER IN EINEM LANDHAUSE

»AUSSTELLUNG ÖSTERREICHISCHER KUNSTGEWERBE«

Aus der diesjährigen »Ausstellung österreichischer Kunst-
ZV gewerbe« in ihrer Gesamtheit gewinnt man den
Eindruck, daß sich in der Entwicklung des Kunstgewerbes
allmählich ein Wandel vollzogen hat, der Künstler und
Publikum einander näher bringt. Nicht, als ob dazu
besondere Konzessionen nötig gewesen wären, schwerwie-
gende Opfer von der einen oder der anderen Seite. Der
Wandel vollzieht sich nicht mehr in Form des Kampfes
revoltierender Geister mit widerstrebenden Elementen,
sondern ist die Friedensarbeit des Siegers im eroberten
Gebiet. Und wie in einer solchen Lage für beide Teile
ethische Pflichten erwachsen, so haben auch hier Publikum
und Künstler ihre Pflicht vollauf erfüllt. Das Publikum
hat sehen gelernt und beginnt mit wachsendem Verständ-
nis die Unterschiede zwischen gutem und schlechten
Kunstgewerbe zu erkennen. Die schaffenden Künstler
haben erkannt, daß nicht gerade in dem, was mit dem
Geschmack der Allgemeinheit im Widerspruch steht, die
Quelle alles »Schönen« und Zeitgemäßen gelegen sein
müsse. Sie beginnen zu begreifen, daß zwischen »Tra-
dition« und »Konvention« noch ein gewaltiger Unterschied
ist und gehen darum nicht mehr so offenkundig aller Tra-
dition und allem ursprünglichen Schönheitsempfinden aus
dem Wege, wie dies in den Kampf jähren der Fall war.
Sie beginnen die Seele des Publikums zu erfassen, hor-
chen mit empfänglichem Sinn auf die feinen Nachklänge
und Stimmungen, die aus früheren Kulturepochen ihren

Weg in die Seele der Kulturmenschen, ohne Unterschied
der Schichten, fanden. Was früher nüchterne Zweck-
mäßigkeit , kühle Glätte oder bloße Effekthascherei war,
wird allmählich zu beseeltem Schaffen. Dies tritt nicht
nur allein als Einzelerscheinung zutage, sondern ist ein
Zug der durch das Ganze geht. So sind die in der »Aus-
stellung österreichischer Kunstgewerbe« befindlichen Ar-
beiten größtenteils nicht nur in Material und Ausführung
von selbstverständlich einwandfreier Qualität, sondern
sie zeichnen sich auch durch Formschönheit und Stim-
mungsgehalt aus. Eine Ruhe und Abgeklärtheit liegt
über den meisten dieser Schöpfungen, die selbst die
Widerstrebenden bezwingt. — Unter den Innenräu-
men der Ausstellung sind die Folgenden zu erwähnen:
Professor Josef Hoffmann stellte zwei originelle
Räume aus: einen Damensalon (S. 106) mit gebogenen
Holzmöbeln und reich ornamentierten Wandborten und
Stoffen, die kräftig zu den schlichten Wandflächen kon-
trastieren, sowie eine von L. Schmitt ausgeführte große
Halle mit schweren Eichenholzmöbeln. Die dekorativ-
wirkende Sitznische der Halle zeigt die Abbildung S. 107.
— Professor Carl Witzmann, der auch die geschmack-
volle Gesamtaufmachung der Ausstellung besorgte, hat
mit der Firma Jul. & J. Herrmann eine Halle für ein
Einfamilienhaus geschaffen, in der alle guten Wohn-
geister hausen und jedes Winkelchen Behagen atmet.
Da ist eine breite, sonnenfreudige Fensternische mit
 
Annotationen