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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

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Frank, W.: Das Neue Kurhaus Bad Kreuznach: erbaut von Emanuel von Seidl
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Hinkel, Gottfried: Festhalten und Ausdauer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0242

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INNEN-DEKORATION

215

PROFESSOR EMANUEL VON SEI DL —MÜNCHEN

TERRASSE U. MUSIKTEMPEL DES KURHAUSES BAD KREUZNACH

Die Haupträume schließen sich rückwärts
an die Speiseterrasse an. In der Mitte zunächst
der ovale Gesellschaftssaal mit großer Orchester-
nische. Hier begegnet man in der Marmorver-
kleidung einer echt Seidischen Zusammenstellung:
gelb und rosa, was eine sehr pikante, licht-freund-
liche Wirkung ergibt. In der gesamten dekora-
tiven Ausstattung des Raumes klingen Bieder-
meier-Motive an. Daran schließt sich der sehr
wirksame Speisesaal mit je zwei Eckpavillons.
Die Wandverkleidung zeigt ein reizvolles, von
Blumen und Vögeln belebtes Streifenmotiv; im
übrigen dominieren feine polierte Hölzer mit
verschiedenen Einlagen, charaktervolle Möbel-
formen, eigenartige Glaskristall-Lüster. Weiterhin
folgt dann eine Reihe kleinerer Räume, Lese-
zimmer, Damenzimmer, Rauchzimmer, jeder seine
besondere Note tragend und mit einfachsten
Mitteln sympathisch und sprechend charakterisiert.

Es ist nicht das geringste Lob, das man dieser
neuesten Seidischen Schöpfung spenden kann,
daß man ihr nachsagen muß: sie fügt sich in das
still-vornehme Stadtbild des intimen Kurortes
sehr gefällig ein. Das hat Seidl stets und überall
verstanden, seine Bauten niemals als Stören-
friede wirken zu lassen. Sie unterstützen stets
das vorhandene Alte und werden dafür auch von
diesem unterstützt und verstärkt.

w. frank.

FESTHALTEN UND AUSDAUER

Der Wege sind im heutigen Kunstgewerbe
recht viele geworden: neben der Einfach-
heit der neudeutschen Qualitätsproduktion zeigt
sich das Einschwenken in die Historie und eine
erneute Schätzung der »Gotik« des Jugendstils.
Es ist eine Lage, die die Produktion wie den
Markt mit mancherlei Unruhe bedroht. Da heißt
es denn nun: sich bewähren, besonnen bleiben,
Beharrli chkeit zeigen gegenüber den vielfachen
Verführungen. »Das neue deutsche Kunstge-
werbe bedeutet den Triumph der Ordnung
und der Beharrlichkeit«, lautete das Urteil
eines bekannten französischen Architekten. Das
ist ein Mahnruf, der beherzigt werden muß. Es
darf jetzt nichts Sicheres preisgegeben werden
zugunsten reizvoller Abirrungen. Die junge Tra-
dition darf nicht von heute auf morgen verlassen
werden, sonst ernten wir von unseren Nachfolgern
eben so wenig Lob als von uns Heutigen unsere
Vorgänger. Entwicklung, Weiterbildung, Ab-
stoßung der prinzipiendürren Beschränktheiten
der Anfänge, Aufnahme aller fruchtbaren neuen
Strebungen, aber zugleich gewissenhafte Bewah-
rung der elementaren Grundlagen modernen
Schaffens, die in schwerer Zeit und gegen tausend
Widerstände Tüchtigkeit erwiesen haben, g. hinkel.
 
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