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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

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Fechter, Paul: Ein Landhaus von Eduard Pfeifer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0276

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XXV. JAHRGANG.

DARMSTADT.

1UN1 1914.

EIN LANDHAUS VON EDUARD PFEIFFER

VON DR. PAUL FECHTER-BERLIN

Vielleicht auf keinem zweiten Gebiet künst-
lerischer Tätigkeit ist in den letzten beiden
Jahrzehnten so viel experimentiert worden wie
auf dem der Architektur. Vom Stilgerechten
zum Individualismus, von der Fassadenentwick-
lung zum strengen Zweckbau aus dem Grundriß
heraus, vom Malerischen ins Ingenieurhaft-Kon-
struktive und wieder zurück ins Bildmäßige, ein
Auf und Ab, an dem gemessen die Wandlungen
etwa in der Malerei wie kleine logische Ver-
schiebungen wirken. — Am reinsten sind diese
Abwandlungen an der Wohnhausarchitektur dar-
zustellen. Wer einmal den Versuch machen
wollte, auch nur oberhalb einer gewissen Niveau-
fläche stehende Arbeiten vom Beginn der neun-
ziger Jahre bis auf heute in chronologischer Folge
nebeneinander zu stellen, würde ein seltsam ein-
dringliches Bild der Schwankungen unseres
Lebensgefühls erhalten, soweit es sich in der
Gestaltung der Räume, in denen sich unser Dasein
abspielt, zum Ausdruck gebracht hat. — Das
seltsamste ist vielleicht, daß an diesem Wandel
die Bewohner im ganzen mehr oder weniger un-
beteiligt blieben, daß das Wohnen, diese persön-
lichste Angelegenheit, zunehmend entpersönlicht

wurde. Die Art des Bauherrn konnte sich wohl
im Grade des Repräsentativen, das der Bau er-
hielt, geltend machen; die architektonische Lösung
wurde mehr und mehr Angelegenheit des Archi-
tekten. Die Rücksicht auf kulturelle Zeitideale
verlangte das Opfer — das Asketische, das man
nicht mit Unrecht des öftern im modernen Kunst-
gewerbe gewittert hat, drang auch in dieses Ver-
hältnis zwischen Mensch und Haus, das eigent-
lich seinem ganzen Wesen nach alles Begriffliche
ausschließen und nur vom Gefühl bestimmt sein
sollte. — Erst in jüngster Zeit mehren sich wieder
die Bestrebungen: aus dem menschlichen Sinn
des Hauses, das auch »ein Heim für Menschen« sein
soll, die architektonische Lösung abzuleiten.
Hier liegt die eigentliche Wurzel der Forderung,
daß der Architekt mit kubischen Massen, d. h. mit
gefühlten Räumen zu bauen habe und nicht nur
aus Flächenaufteilungen, sei es der vertikalen
Fassadenebene, sei es der Grundrißebene, die
diese in der Herrschaft abgelöst hat, sein Ergeb-
nis zu ziehen habe; das Gefühl, das allerorten
wieder stärker heraufzukommen beginnt, tritt
auch hier nach manchem Interregnum seine Herr-
schaft wieder an. — Ein Beispiel für diesen

vi. 1.
 
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