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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

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Esswein, Hermann: Vom plastischen Schmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0311

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284

INNEN-DEKORATION

VOM PLASTISCHEN SCHMUCK

Wer heute noch auf Grund der Ausschreitungen
einer Epoche später und schlechter Nachahmung
historischer Formwerte Entbehrlichkeit des Schmuckes
behauptet, der gleicht einem Menschen, welcher kein
Restaurant mehr zu betreten wagt, weil er einmal einem
schlechten Garkoch in die Hände gefallen ist. Wenn
unsere Museen irgend etwas lehren, so ist es dies, daß
den Alten — es gab freilich immer Ausnahmen, welche
die Regel bestätigen — die gefällige Zweckform
durchaus selbstverständlich war, daß sie ihnen, wie
jedem nicht gerade bösen Menschen, so zu sagen in den
Fingerspitzen lag, was sie aber keineswegs abhielt, diese
tektonisch schöne, technisch solide und in Hinblick auf
den Gebrauchszweck praktische Form auch dekorativ
so anregend und reich wie nur möglich zu gestalten.

Ja, es kann aufmerksamen Betrachtern klassischer Stücke
kaum entgangen sein, daß die Antithese von tektonischer
Grundform und Schmuck nichts ist, als eine recht zwei-
felhafte Errungenschaft unserer analysierenden Gegen-
wart, eine willkürliche Operation des modernen Intel-
lektes .... Material und Werkzeug mögen so alt sein
wie die Welt, man hat in jeder Zeit und in jedem Augen-
blick die neue Kunst, die Kunst, die man selbst will, und
die die Zeit braucht. Es bedarf dazu nur der innigen,
von verjährten Stilvoreingenommenheiten freien Versen-
kung in zweierlei: In die noch nie ausgeschöpfte Natur
und in die ebenso unerschöpfliche Welt der inneren
Gesichte. Wenn der Fleiß zum einen und die Genia-
lität zum anderen unseren Künstlern nicht fehlt, so
werden sich schon Mittel und Wege finden lassen, unsere
raschlebige und unfrohe Zeit zur Dienerin ihrer neuen
Gedanken zu machen .... hermann esswein.

ARCH1T. KARL JOH. MOSSNER —BERLIN. BLICK IN DEN RESTAURATIONS-SAAL. WANDBILDER VON FERD. SPIEGEL —MÜNCHEN
 
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