Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

DOI Artikel:
Schulze, Otto: Von der Gestaltung des Grundrisses
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0347

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

317

HAUS KAREOL IN AERDENHOUT-HOLLAND

KAMINWAND IM SCHLAFZIMMER. ESCHENHOLZ

VON DER GESTALTUNG DES GRUNDRISSES

Es ist zu einem ständigen Schlagworte geworden:
»Baue von innen nach außen«. Das klingt so selbst-
verständlich wie das nicht minder vernünftige: »Baue
von unten nach oben«. Beide Ratschläge fallen zusammen,
denn alles Planen, alles Vorbereiten, Ausführen und
Vollenden ruht in ihnen. Und doch bezweifeln Ästheten
und Kritiker, ja sogar die aussterbenden alten Baumeister,
die das Eingeweide ihrer Bauten so genau kennen wie
irgend ein Ornament an der Fassade, daß in vielen
neueren Bauten Grundrisse und Fassaden sich als ent-
gegenwirkende Kräfte verkörpern könnten. Große neuere
Wettbewerbe für öffentliche Gebäude haben das jetzt
des öftern bestätigt. Man mißt den Wert der Projekte auch
tatsächlich mehr denn je nach den eigentlichen Plänen,
nach den Rissen, nicht zu allererst nach den Schau-
bildern. Einen guten, sagen wir getrost auch »künstle-
rischen« Grundriß aufzustellen, bedeutet oft die Kar-
dinallösung für einen Bau. Darin wurzelt die Erfüllung
der eigentlichen Aufgabe: Benutzbarkeit, Schönheit und
Rentabilität. Auch für den kleinen Bau gilt das, für das
Einfamilienhaus, noch mehr für das Miethaus, das Ge-
schäftshaus , ein Bankgebäude, Gerichts- oder Postge-
bäude, Theater oder Rathaus. Das leichte Zurechtfinden

in diesen Gebäuden muß übereinstimmen mit der Arbeits-
erfüllung, die in diesem oder jenem Gebäude vollzogen
wird. Denken wir nur an ein Theater im Gegensatz etwa
zur Grundrißlösung einer Kirche in ihrer meistens klaren,
übersichtlichen Anordnung, weil jene unzähligen Neben-
räume fehlen. — Wenn wir von einem verbauten, seiner
Bestimmung nicht gerecht werdenden Gebäude sprechen,
so bezieht sich der Vorwurf durchweg auf die unge-
nügende Brauchbarkeit des inneren Organismus. Ver-
steckt eingebaute Treppen, tote Räume, ungenügende
Korridore, mangelnde Tagesbelichtung, Aufwand zu
Gunsten irgend welcher Repräsentationsräume zum Nach-
teil des sich schwerfällig abwickelnden Haus- und Ge-
schäftsbetriebes. — Klare, übersichtliche, organische
Anordnung des Grundrisses bei bestimmten Gebäuden,
so Bahnhöfen, Banken, Postgebäuden, Theatern usw.,
kann allmählich aus Verkehrserfahrung und Gewohnheit
herauswachsen, d. h. dem Prinzip nach müßte nur ein
System für jede dieser Gebäudegruppen möglich sein.
Das gleiche Prinzip des Theaterbaues könnte in allen
Städten wiederkehren; man brauchte dann nicht nach den
Garderoben und Toiletten, nach den Platzzugängen oder
dem Foyer und den Erfrischungsräumen zu suchen. Wir
 
Annotationen