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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

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Eisler, Michael Josef: Arbeiten von Ludwig Kozma - Budapest
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https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0362

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332

INNEN-DEKO RATION

ARCHITEKT LUDWIG KOZMA IN BUDAPEST

MARMOR-KAMIN IN EINEM EMPFANGSRAUM

ARBEITEN VON LUDWIG KOZMA - BUDAPEST

Die kunsthandwerklichen Arbeiten, deren Abbildungen
im vorliegenden Hefte erscheinen, sind von einem
jungen ungarischen Architekten, der nach kurzer Irrfahrt
durch Schulzwang und Berufsqual ein stiller Kunstge-
werbler geworden ist und sich im kleinen jene Redlich-
keit des Handwerks verdienen will, welche den großen
Aufgaben aus einem seelischen Mangel dieser Zeit heraus
versagt geblieben ist. Wie viele andere, hat auch Ludwig
Kozma gedacht, daß Schule und Wissenschaft genügen,
um einen Architekten zu bilden. In Lehrsälen hörte er
so oft von Kunstformen und Stilarten, daß er schier die
glücklichen Umstände seiner Kinderzeit vergißt, da er in
der ungarischen Provinz lebte und seinen empfänglichen
Sinn von den schöngeschnitzten Hirtenstäben, den bunten
Handstickereien und den Ornamenten der hölzernen Tor-
füllungen berühren ließ. Wohl unter dem Einfluß der
üblichen Lehrmethoden, welche einen trockenen Auszug
der Kunstgattungen und das leere Schema der historischen
Stile vermittelten, entwickelt sich im jungen Kozma eine
Neigung zum Abstrakten, die unter Mißachtung des Hand-
werklichen vorerst zu symbolischen Zeichnungsversuchen
führte. In diesen starren Abstraktionen dichterischer
Bilder ist eine jünglingshafte Bildnerwut mit den Er-
innerungen an volkstümliche dekorative Motive merk-
würdig durcheinander gemengt und eine artistische Note

erzwungen, die sowohl für den produktiven Zeichner,
wie für sein dankbares Publikum so viel faszinierendes
hatte, daß es Ludwig Kozma nachher redlich Mühe
kostete, den Weg zum Leben und seinen echten Quellen
zurückzufinden. Inzwischen tritt er noch in ein Architek-
tenbüro ein und findet hier die alte Atmosphäre der
Schule wieder, statt wie es eine glückliche Vergangenheit
bot, in einer Werkstätte die wahre Künstlertaufe zu er-
fahren. Den abstrakten Neigungen Ludwig Kozmas tat
dies gewiß nicht gut, denn vorerst sah er nicht, daß hinter
der fleißigen Anwendung schief geratener moderner und
mißverstandener alter Stilarten eines völlig fehlte: das
Erlebnis der Form. Eine Studienreise nachOber-Ungarn
und der Besuch in alten Herrschaftssitzen öffnen ihm end-
lich das Auge. Er sieht edel geschnitzte Truhen, schön-
geformte Kommoden und Schränke, gut profilierte Stühle
— Produkte einer lokalen, doch äußerst feinen Barock-
kultur und es dämmert in ihm eine Ahnung von künst-
lerischem Formenreichtum auf. Kozma erkennt die Arm-
seligkeit und Seelenlosigkeit der modernen Konstruktions-
bestrebungen, ihren leblosen Formalismus, der Detail an
Detail reiht und kaum irgendwo versucht hat, aus einem
Gefühl heraus, d. h. aus einem Ganzen zu gestalten.
Angesicht dieser edlen Barockmöbel erinnert er sich der
volkstümlichen Ornamentik seiner Heimat, deren schlum-
 
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