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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

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Michel, Wilhelm: Alexander Koch: ein Gedenkblatt zum Abschluss des 25. Jahrganges
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https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0513

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ALEXANDER KOCH

EIN GEDENKBLATT ZUM ABSCHLUSS DES 25. JAHRGANGES.

Der Abschluß des fünfundzwanzigsten Jahr-
ganges einer Zeitschrift gäbe an sich noch
keinen Grund, die Leser von der Person des
Herausgebers zu unterhalten. Das Werk spricht
für sich selbst. Aber auch Dichtungen, auch
Kunstwerke sprechen für sich selbst. Da sie
jedoch mit dem Leben und der Person des Schöp-
fers auf das innigste verbunden sind, wecken sie
auch Interesse am Biographischen. Worauf ich
hinaus will, ist das: Wenn je zwischen einer
Leistung und ihrem Urheber eine restlos innige,
persönliche Verbindung bestand, wenn je ein
Werk von der tempramentvoll und entschlossen
eingesetzten Persönlichkeit seines Schöpfers
lebte, so ist dies der Fall bei dieser Zeitschrift,
beim ganzen Lebenswerke ihres Herausgebers.
Da ist alles höchst persönliches Dokument, zu-
gleich produktive Kulturarbeit und geschäftliche
Unternehmung; Dinge, die sich gemeinhin gegen-
seitig lebhaft beeinträchtigen und die zu ver-
binden eben nur einer in sich sehr sicheren und
glücklich organisierten Begabung gelingen konnte.

Diese Begabung hat Alexander Koch be-
sessen; und ihre Früchte sind, weit über den
Kreis persönlichen Wirkens hinaus, der kultu-
rellen Erneuerung Deutschlands, wie sie sich unter
dem Zeichen einer zunächst nur kunstgewerb-
lichen Umwälzung vollzogen hat, in reichem Maße
zugute gekommen.

Zwei Gruppen von Eigenschaften sind es, die
sich in dieser Begabung vereinigen: auf der einen
Seite die Leidenschaft für das Schöne, ein emp-
findlicher und stets sicher reagierender Ge-
schmack; auf der anderen Seite der praktische
Sinn, der dem Ideal zur Verwirklichung verhilft,
zur Durchsetzung gegenüber den oft so wider-
spenstigen Mächten des realen Lebens.

Die Vereinigung dieser Eigenschaften charak-
terisiert nicht nur Alexander Kochs verlegerische
Tätigkeit. Sie ist auch bestimmend für die Art,
wie er an dem großen Kampfe um das neue
Kunstgewerbe teilgenommen hat. Auch hier galt
es ja, Ideelles in Tat umzusetzen, gegen Wider-
stände von außen und von innen; ich meine mit
letzteren den etwas weltfremden Geist, der der
neuen Bewegung im Anfang anhaftete. Es muß
meines Erachtens Alexander Koch hoch ange-

rechnet werden, daß er von Anfang an auf die
Gefahren dieser Weltfremdheit, dieses Hochmutes
aufmerksam gemacht und das Seinige dazu bei-
getragen hat, die kunstgewerbliche Produktion
in die gesunden Bahnen zu leiten, die sie ein-
geschlagen hat. Durch Wort und Bild, durch
Vorführung richtunggebender Leistungen, durch
unablässige Ermutigung gesunder Produktion,
durch Veranstaltung von Ausstellungen, Kon-
kurrenzen, durch tatkräftige Förderung einer so
wichtigen Sache, wie es die Darmstädter Künst-
lerkolonie ist, hat Alexander Koch in jene Ent-
wicklung deutschen Geistes eingegriffen, die in
Wahrheit viel mehr war als eine Erneuerung
unserer kunstgewerblichen Produktion. Zahl-
reichen Künstlern war er der ermunternde, an-
spornende Freund, der Wegebahner und Herold.
Immer in Fühlung mit den maßgebenden Ten-
denzen der Zeit, immer geleitet von einem un-
trüglich sicheren, vorbildlichen Geschmack: so
sind seine Zeitschriften Tausenden die Führer
geworden, die nie versagten.

Aber, wenn heute ein glänzender Weg hinter
ihm liegt, so ist es schließlich doch nur die im
letzten Grunde selbstlose, ja aufopfernde und
hingebende Arbeit gewesen, die diesen Weg
gebahnt hat. Alexander Koch mag heute mit
Fug von sich sagen, daß er jeden Fußbreit Weges,
den er gegangen, erkämpft und aus eigener
Kraft erkämpft hat. Arbeit, Liebe zum Schönen,
ein enger Kreis von teilnehmenden Freunden,
ein jederzeit gastliches Haus, dessen tätigkeits-
reiche Stille nicht der Lärm »gesellschaftlichen«
Lebens stören darf, Liebe und Anerkennung für
jede Art von Tüchtigkeit, Abneigung gegen
alles, was Phrase und Schablone heißt.
Aus diesen Dingen — die zahlreichen Glück-
wunschschreiben, die dem Herausgeber beim
Beginn des Jubiläumsjahrgangs aus Künstler- und
Freundes-Kreisen zugingen und die zum Teil in
der Einleitung dieses Bandes zum Abdruck ge-
langten, beweisen dies zur Genüge — setzt sich
das Bild seines Lebens und Wesens zusammen.
»Factis — non verbis« ist sein Wahlspruch. Und
dieses Wort ist hier wahrlich nicht eine pom-
pöse Fanfare, sondern buchstäbliche Wahrheit:
Taten — nicht Worte!...... wilhelm michel.
 
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