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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Vockerat, Philipp: Ein Dresdener Landhaus von Bruno Paul
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0018

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INNEN-DEKORATION

Die kleine Dresdener Villa B. von Bruno Paul,
über die auf diesen Seiten Bericht gegeben wird, darf
als ein Schulbeispiel für diese Entwicklung gelten.
Sie protzt nirgends mit Luxus und Raffinements älte-
rer Art. Sie scheut sich nicht, ihre Bewohner auch auf
engere Ausmessungen zu verweisen. Aber sie ist her-
vorgegangen aus einer bis ins letzte durchdachten
liebevollen Behandlung des Hauses als Einheitskörper
wie jedes Details. Die Baufläche wurde nicht groß aus
dem Grundstück geschnitten. So gab es keine Ein-
gangshalle und großartige Treppenentfaltung, viel-
mehr wurde hier alles mit genauer Rechnung, fast
wie in einem Schiff, aufs Erforderliche gestellt, so,
daß es noch gerade bequem ist, doch ohne ein Mehr.
Dafür wurde als Mittelpunkt der Wohn- und Emp-
fangsräume eine behäbige, aber im Raumkubus kei-
neswegs verschwenderische Diele eingestellt. Sie ist
Begrüßungszimmer, Wohnzimmer, Salon, Musikzim-
mer zugleich, beherrscht und in ihrem Charakter be-
stimmt durch einen würdigen Kamin (Abb. S. 7 und
8), vor dem sich ganz von selbst der Hauptplatz des
familiären und geselligen Sitzmöbelarrangements an-
siedelte. Links davon das Herrenzimmer, rechts das
Speisezimmer, beide von mäßiger Größe, nicht mehr
für ein Heer von Gästen gedacht, sondern für einen
kleineren vertrauten Kreis. Überall jedoch spricht die

äußerste geschmackliche und kunsthandwerkliche
Sicherheit, Sorgsamkeit und Präzision. Bruno Paul
hat schon seit Jahren in zahlreichen Villen das Motiv
der Wohndiele mit besonderer Neigung behandelt und
zum Ausgangspunkt der Raumgliederung gemacht,
aber kaum an einer anderen Stelle erscheint es so
energisch betont und in sein Recht eingesetzt.

Der Grundriß (S. 2) ist offenbar von diesem Punkt
aus entwickelt. Wie sich dabei Teil um Teil zusam-
menfügte, das Ganze sich rundete und schließlich eine
in solcher Fehlerlosigkeit selten erreichte Geschlos-
senheit und Ausgeglichenheit des Bauwerks im Äu-
ßern wie im Innern zutage trat, ist bewundernswert.
Was den herankommenden Besucher zuerst gefangen
nimmt, ist die Farbenwirkung der Straßenfassade
(die nicht die Hauptfassade ist - Abb. S. 2). Der rote
gesinterte Backstein, der als Baumaterial gewählt
wurde, und der an der Gartenmauer unverhüllt auf-
tritt, am Mauerwerk des Hauses selbst aus weißem
Putz hervorlugt, steht prächtig gegen das Grün der
umgebenden Baumgruppen. Die braune Beize des
ausladenden Holzgesimses und der mennigfarbene
Anstrich der Fensterrahmen stimmen dazu sehr gut.
Die hochgelegten kleinen Fensteröffnungen des Erd-
geschosses lassen deutlich erkennen, daß hier Neben-
räume liegen, wir also die eigentliche Rückfront der
 
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