Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (45.1934)

316

INNEN-DEKO RATION

tall. Die Dinge wollen hier schön sein in ihrem Ge-
samtbestand , nicht aufgeputzt durch schmückende Zu-
taten. Sie wollen überzeugen durch guten Bau und
gute Abmessungen, durch natürliche Farben und
sorgfältige Bearbeitung.

Nun einen Blick auf die Abbildungen. Es macht bei
aller Gleichheit im Grundsätzlichen natürlich einen
Unterschied, ob die Werkstätten eine Wohnung mit
kleinen oder mit großen Räumen auszustatten haben,
ob im einzelnen Fall bescheidene oder beträchtliche
Mittel zur Verfügung stehen. Die kleinräumige Woh-
nung mit Arbeits-, Speise- und Schlafzimmer (Abb.
S. 322 und 323) mag als Beispiel für gute Lösung
einer bescheidenen Aufgabe gelten. Schlicht er-
scheint hier alles, aber es ist eine Schlichtheit unauf-

fälliger und behutsamer Art, in der immer noch ein
Wissen um gepflegte Lebensform spürbar ist. Das
mag man u. a. an einer praktischen und doch gutge-
faßten Einzelheit wie dem von Strohgeflecht um-
schlossenen und mit einer Linoleumplatte gedeckten
Bettkasten im Schlafzimmer des Herrn ablesen (S. 323
unten). Die »Einfachheit« in dieser Raumlösung er-
füllt jene Bedingung, die ein Balzacscher Ausspruch
der Sparsamkeit stellt: »Die Sparsamkeit ist ein un-
umgänglicher Faktor unsres Lebens, sie ist der Nerv
jeder guten Verwaltung, aber sie ähnelt dem Öl, das
geschmeidig macht, die Räder der Maschine gut laufen
läßt: man darf es weder sehen noch gar riechen.«

Die großräumigen Wohnungen zeigen, wie gesagt,
denselben Geist, nur lassen sie die Gestaltungskraft