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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Wieszner, Georg Gustav: Wohnform als Stilausdruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0423

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INNEN-DEKORATION

407

GESCHIRRSCHRANK UND SEKRETÄR

de Paris zusammen, und
man versucht es mit Re-
naissance, aber die Teile
solcher Möbel fliegen mas-
senweise aus der Maschine,
werden seelenlos »geliefert«,
statt geschaffen: das Ergeb-
nis macht nervöser statt
ruhiger. Nur die Maschine
siegt vorerst über den Men-
schen. Und als alle Stile
durchlaufen sind, läßt man,
verzweifelt und voll krampf-
hafter Neu-Schaffensfreude,
die Phantasie frei: der Ju-
gendstil nimmt den Rhyth-
mus auf, den Eisenbahn und
vor allem Radfahrer in
der Kurve spüren. Endlich
kommt auch die Frau dem
Stilwillen der Zeit wieder
entgegen: das Eigenkleid
wird aus dem Empirekleid
neu entwickelt, und die er-
sten Biedermeiermöbel wer-
den aus der Bodenkammer
geholt. Die Irrfahrt durch
die Stile endet, wo das wirk-
lich Neue seinerzeit begann:

bei der klaren Form,
die, bei allem modi-
schen Hin und Her,
weder Möbel noch
Frauenkleid bis heu-
te mehr verlassen
haben.

Sehen wir uns ein
neues Möbelstück
an. Es steht vor uns
wie diese unsereZeit:
hartkantig, schlicht
und mit dem Willen
zu fast asketischer
Ehrlichkeit. Das auf
der Straße nervös ge-
wordene Auge (Zeit-
tendenz der Bewe-
gung!) erfaßt gro-
ße, klargeschnittene
Formen (Zeitten-
 
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