Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften (6.1833)

2. Ri mann, Bemerkungen über Dachbedeckungen.

11

2.
Practische Bemerkungen über die Anwendung und
Dauer der Stroh- Rohr- Schilf- Schindel- Lehm-
schindel- und Ziegel-Dächer in Schlesien.
(Von dem König], Bau-Inspector, Herrn Rimann zu Wolilau in Schlesien.)

Häufige verheerende Feuersbrünste, die, besonders in den letzten dreifsig
Jahren, in Schlesien gewüthet und den Wohlstand so vieler Familien
zerstört haben, sind Veranlassung gewesen, durch Ziegel-Dächer für
einige Feuersicherheit der Gebäude auf dem Lande zu sorgen.
Ungeachtet die Zahl der auf den Dörfern bereits vorhandenen Zie-
geldächer von Jahr zu Jahr zunimmt, so sind doch noch die Schoben-
dächer, und in den holzreichen Gegenden die Schindeldächer, als die all-
gemeine oder provinzielle Bedachungsart der Landgebäude Schlesiens
zu betrachten.
Die eigenthümlichen Vortheile dieser beiden letztem Bedachungs-
arten, welche hinreichend bekannt sind, und vorzüglich in der Wohlfeil-
heit ihrer fast ohne haare Auslage aus der Landwirtschaft zu bestrei-
tenden Unterhaltung beruhen, lassen wenig Hoffnung übrig, durch allge.»
meine Anwendung der Ziegeldächer die jetzige Feuergefährlichkeit, die
furchtbarste Plage der Landbewohner, in der Zukunft verbannt zu sehen *),
Doch mindern läfst sit solche sehr, wenn nur fortdauernd kräftig
dahin gewirkt wird, die Wohngebäude mit Dachziegeln oder Lehm-
schindeln zu decken, besonders den letztem mehr Anwendung und Ein-
gang zu verschaffen, und dann die Wirthschafts-Gebäude, in sofern
sie Schoben- oder Schindel-Dächer haben, so viel als möglich entfernt
von einander aufzustellen.

*) In vielen Gegenden von Deutschland, im Badischen, Würtembergi-
schen. Bayrischen, Hessischen u. s. tv. findet man durchaus gar keine Stroh-
dächer mehr. Auch das ärmlichste Landgebäude ist mit Ziegeln bedeckt.
Anra. d. Herausg.
[2*]