Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften (6.1833)

7. Arnd, die schiefe Brücke zu XJnternthal,

95

7.
Die schiefe Brücke zu Unternthal.
(Von den Kurhessischen Bau-Inspectoren Herren W. Arnd zu Fulda und R. Arnd
zu Hanau.)

In Beziehung auf die Aufsätze No. 31. und 32. dieses Journals und auf
den, am Schlüsse des ersten derselben, ausgesprochenen Wunsch, will ich
die Beschreibung einer Brücke hier mittheilen, an deren Ausführbarkeit
man nach dem Inhalte jener Aufsätze kaum glauben dürfte, und welche
sich dennoch seit 44 Jahren sehr wohl erhalten und dadurch ihre Festig-
keit beurkundet hat.
Als mein Vater, der Fürstlich - Fuldaische Bau - Inspector R. T.
Arnd, im Jahre 1787 mit dem weiteren Ausbau der Strafse von Fulda
nach Würzburg beschäftigt war, erhielt er den Auftrag zum Entwürfe
einer, zu dieser Strafsen-Anlage gehörigen Brücke über die Tulba, bei
dem, jetzt Königlich-Baierschen, Dorfe Unternthal, eine Stunde von
Hammelburg.
Dieser Flufs fliefst daselbst dicht amFufse eines steilen Berges hin,
und dieselbe Richtung sollte auch die Strafse erhalten, zuvor aber über
den Flufs übersetzen. Hätte man der Brücke eine rechtwinklige Richtung
auf diesen Flufs geben wollen, so würde man der Strafsen-Linie zu viel
Zwang angethan und zugleich kostspielig sie haben in den jenseits gelege-
nen Berg eingraben müssen.
Da ich mich in Paris mit dem Steinschnitte beschäftigt hatte, so
zog mich mein Vater zur Ausarbeitung dieses Entwurfes heran $ Taf. V.
Fig. 1., 2. und 3. stellen denselben vor. Die Kühnheit des Entwurfs erregte
indessen bei der Fürstlichen Chaussee-Commission Besorgnisse, und ich
sah mich dadurch veranlafst, ihn in Gips zu modelliren. Dies erleichterte
zugleich den Steinhauern die Formirung der Stirnstücke der Gewölbe.
Nach Fig. 2. hat die Brücke eine Breite von 24 Nürnberger Fufs;
sie besteht aus 3 Bogen, wovon der mittlere, nach dem Profile Fig. 1.,
oder rechtwinklig gemessen, 20, und die beiden anderen 16 Fufs Weite