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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 6.1833

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4. Heft
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Rimann: Practische Bemerkungen über die Anordnung und die Baukosten der gewöhnlichen Getraide-Scheunen
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https://doi.org/10.11588/diglit.42038#0314

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22» Ri mann, über Getraide-Scheunett,

306
Sind die Ökonomen auch jetzt darin einverstanden, dafs die beste,,
einer grofsen Vorwerks-Scheune (Scheuer, Stadel) zu gebende Tiefe,
oder Breite, 36 bis 45 Fufs, und die beste Hohe in den Wänden 14 bis
17 Fufs ist: so zeigen sich dennoch über die vorteilhafteste Bauart sehr
abweichende Meinungen, die weniger noch durch die vorhandenen Geld-
mittel, oder zu Gebot stehenden Bau-Materialien, als durch eigene Er-
fahrungen, oder durch eine besondere Vorliebe für diese oder jene Bau-
Methode geleitet werden»
Die verschiedenen Bauarten der Scheunen auf den Vorwerken
oder grofsen Landgütern in Schlesien sind folgende:
1) von Bindwerk mit Lehmfachen;
2) von Bindwerk mit Lehmfachen und massiven Giebeln;
3) mit massiven Pfeilern, deren Zwischenräume mit Holz ausgesetzt
werden;
4) ganz massive, mit Wanden von Bruchsteinen , oder gebrannten
Mauer-Ziegeln»
Der ehedem,, in den holzreichen Gegenden, ganz airgemein üblich
gewesene Bau von Schrotholz nimmt im gleichem Maafse mit den Bau-
hölzern ab, und Surrogate, wie Lehmpatzen, Pisee, oder Hundtsche Wände,
werden nur selten benutzt»
Die erste Bauart, nämlich von Bindwerk, mit Lehmfachen, ist,
vorzüglich in Niederschlesien, die gewöhnlichste und dort auch die

Der Baumeister aber wird ihr die Hand bieten, nicht etwa, hemmend, seine Gewohn-
heiten ihr entgegensetzen. Es scheint dem Unterzeichneten Unrecht, wenn etwa der
Baumeister allein bestimmen will, wie der Ökonom seine Gebäude bauen soll. Der
Baumeister kann allerdings zufällig selbst Ökonom sein; allein, der Regel nach, ist
die Landwirtschaft sein Beruf nicht; sie ist eine Wissenschaft, die vom Baumeister
nicht in ihrem ganzen Umfange verlangt wird, und verlangt werden kann. Der Öko-<
nom mufs dem Baumeister sagen, was er braucht, und wie er es braucht; der Bau-
meister mufs dem Ökonom sagen, wie nach den Regeln seiner Kunst das Verlangte
zu erreichen sei, und danach mufs dann Jener verfahren. Weder der Eine, noch der
Andere allein, mufs den Bau anordnen wollen. Der Ökonom würde vielleicht
ein Gebäude zu Stande bringen, was für seinen Zweck sehr passend, aber nicht halt-
bar wäre. Der Baumeister würde ein Gebäude hersteilen , nach allen Regeln seiner
Kunst, aber nicht überall dem Zweck entsprechend, also eine Hauptsache verfehlend.
Der Ökonom und der Baumeister müssen sich, und ihr Wissen, und ihre Erfahrungen,
bei dem Bau der Gebäude vereinigen, und dann werden die Gebäude so gerathen,
wie es zu wünschen ist. An in. d. Herausg.
 
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