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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0152

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KREIS ERBACH

X. GÜTTERSBACH

Kirche

Plananlage
Thurm

^FARRDORF, nordwestlich von Beerfelden, südwestlich von Erbach ge-
legen, erscheint im 13. Jahrhundert als Pfarrei Gundersbach (1290),
vom 14. bis 16. Jahrhundert als Guderspach und Gudersbach, eine
Bezeichnung, die mit dem Personennamen Gztodehar, Guother,
Guther in Verbindung gebracht wird.

Die evangelische Pfarrkirche erhebt sich auf einer leichten Bodenerhöhung,
zu welcher mehrere Stufen hinanführen; sie ist orientirt, d. h. mit dem Chorhaupt
sen Ost gerichtet. Die Stilformen der wichtigeren Bautheile deuten auf den Schluss

00 o

des 15. Jahrhunderts und erhalten eine epigraphische Bestätigung dieses Zeitver-
hältnisses durch die im Innenbau über dem Chorbogen angebrachte Jahreszahl
1X80 (1480). Das Gebäude macht weder technisch noch künstlerisch hohe
Ansprüche und ist in der äusseren Erscheinung, im Ganzen genommen, nur durch
sein Alter ehrwürdig.

Der Grundriss bildet ein Rechteck, welchem nördlich die Sakristei, im Westen
der Thurm vorliegt. Letzterer steigt in fünf Geschossen empor, von denen die
unteren durch gothisch gegliederte Simszüge von einander geschieden sind, das
Simswerk des Obergeschosses hingegen in seiner karniesförmigen Gliederung auf
die Spätrenaissance hinweist und möglicher Weise der Erneuerung angehört, von
welcher folgende Nachricht erhalten ist: »3?1 anno \725 ift 6ie £)aupt=Keparatur
6er "Kircfye im Hamen bes ^errit vorgenommen tuoröen«. *) Ueber dem Kranz-
gesims steigt ein Schieferhelm an, worauf ein Knopf mit schmiedeisernem Kreuz
die Bekrönung abschliesst. — Die Kirche hat drei Eingänge. Der Haupteingang,
ein schlichtes Spitzbogenportal, befindet sich an der Westseite des Thurmes, dessen
Untergeschoss mit einem rippenlosen Kreuzgewölbe versehen ist und als Vorhalle
dient, aus welcher ein dem Portalbogen analog gebildeter Durchgang in das vier
Langhaus und Stufen tiefer gelegene Langhaus führt. Von den beiden anderen, südlich gelegenen,

Chor

mit derben Rundstäben und tiefen Hohlkehlen umsäumten kleineren Portalen schliesst
das eine spitzbogig, das andere zeigt die vom spätgothischen Stil vielfach wieder-
aufgenommene Rundbogenform. Vier Spitzbogenfenster, aussen und innen gelaibt,
durchbrechen die ungewöhnlich starken, meterdicken Hoch wände. — Während das
Langhaus von einer flachen Llolzdecke überspannt ist, deren Felderornamentation
auf die erste Hälfie des vorigen Jahrhunderts hindeutet, bietet die Eindeckung des
durch einen schlichten Triumphbogen vom Langhaus geschiedenen vierseitigen
Chores das Beispiel eines mauerfesten gothischen Sterngewölbes, dessen Rippen
aus den Chorwinkeln ohne Konsolenvermittelung frei aufsteigen und durch Hohl-
kehlen und Plattstäbe gegliedert sind. Am mittleren Schneidepunkt des Rippen-

*) Vergl. Luck, S. 136.
 
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