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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0009

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KREIS ERBACH

EINLEITUNG

ER Kreis Erbach urafasst den östlichen Theil des Hessischen Oden-
waldes, ein Bergland, welches von dem Längenthal der Mümling durch-
schnitten wird und dessen Wechsel von waldigen Höhen und fruchtbaren
Thälern schon in grauer Vorzeit zur Ansiedelung einlud. Grabstätten
— der Mehrzahl nach aus Erde aufgeworfene Hügel, mitunter aber auch von
kreisförmiger, mörtelloser Steinstruktur — enthalten Thongefässe von urthümlichster
Gestalt und Technik als Merkmale des Daseins einer Urbevölkerung, die der Roheit
wilder Stämme bereits entwachsen war.

Den Vorstufen einer werdenden Bildung der Eingeborenen folgte wie mit
einem Schlage eine mit Lebensäusserungen der bildenden Kunst auftretende fertige
Kultur von der Zeit an, wo die Römer erobernd in die Odenwaldzone einbrachen
und die Mümlinggegend dem Dekumatenland als Grenzgebiet gegen Germanien
angliederten. Dass den römischen Gewalthabern der dauernde Besitz dieser Land-
schaft, welche sie bis gegen Ende des dritten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung
zu behaupten wussten, von grossem Werthe war, bezeugt nicht nur die von ihnen
angelegte Reichs- und Grenzwehr, der Limes Imfterii Romani, welcher das nahe
Mainthal durchzieht, sondern auch der unter dem Namen Mümlinglinie bekannte,
minder ausgedehnte zweite Wehrzug, welcher diesseits des Limes im östlichen
Waldgebirge des Kreises Erbach von -Süd gegen Nord zwischen den Dörfern
Hesselbach und Lützelbach sich hinstreckt, und von dessen Anlage und tektonischer
Beschaffenheit zahlreiche Trümmerstätten von Kastellen, Wacht- und Signalthürmen
Kunde °;eben. In den unmittelbar hinter der Mümlino-linie befindlichen Gebiets-

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theilen, auf welche unsere Erhebungen sich erstrecken, waren damals militärische
und bürgerliche Niederlassungen entstanden, von denen mehrere ebenfalls noch in
Ruinen vorhanden sind, die nach Ausweis baulicher, plastischer und kunstgewerb-

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