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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0261

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ROTHENBERG

229

tiefung andauernd zu jeder Jahreszeit bemerkbar ist. Weitere Funde im massenhaften
Ziegelschutt bestanden in Bruchstücken von Röhren aus gewöhnlichem Thon, auch
in Gefässfragmenten aus feiner samischer Erde. Dichte Pflanzungen von jungem
Eichenschlag bedecken gegenwärtig die Oertüchkeit und erschweren die Forschung. —
Aehnlich verhält es sich mit der weiterhin in südlicher Richtung gelegenen Trümmer-
stätte Eschern im Waldbezirk Eschersberg, wo inmitten des ruinenbedeckten Bodens
die mächtige Quelle der alten Niederlassung heute noch unverschüttet sprudelt.
Alle drei Anlagen scheinen bürgerliche Siedelungen gewesen zu sein, wie die scharfen
Winkel ihrer Umschlussmauern, im Gegensatz zu den gerundeten Ecken römischer
Wehrbauten, insbesondere der Kastelle, vermuthen lassen; auch fanden sich bis
jetzt auf den zahlreich zu Tage getretenen Werkstücken aus gebrannter Erde weder
Legions- noch Kohortenzeichen. •— Vom Steinhaus beginnend und in einem Ab-
stand von 30—40 Schritt mit dem Weg von Rimhorn nach Hainhaus-Vielbrunn
parallel laufend, zieht eine gesteinte Bodenerhebung von 3 — 5 m Breite gen Süd
und bricht plötzlich ab. Die Anlage scheint eine Römerstrasse zu sein, deren Voll-
führung unterbrochen wurde. — Die vom Steinhaus nach dem Dorfe Fürstengrund
ziehende Thalschlucht mit zerstreuten Spuren alten Gemäuers heisst der Römergrund.

XXV. ROTHENBERG

ARKTFLECKEN, südöstlich von Darmstadt, südlich von Erbach, auf
dem Bergrücken der Hirschhorner Höhe über dem Thal des Finken-
bach gelegen, hiess im 14. und 15. jahrhundert Rodenberg, im 16.
Jahrhundert Rottenberg, vom althochdeutschen rode, Rodung.

Der Ort gehört zu demjenigen Theil des alten Lobdengaues, dessen Wildbann Allgemeines
König Dagobert im Jahre 625 dem Bischof von Worms als Schenkung überwiesen
hatte. In der Folge erscheint Rothenberg als Hauptort einer kleinen Herrschaft
gleichen Namens mit den Filialdörfern Ober-ITainbrunn (1441 Hunebronn, 1446
Huribronn) und Unter-Finkenbach (1446 Vinckenbach, im 16. Jahrhundert vndern
Finkenbach) nebst Vogteiantheil in dem jetzt badischen Dorfe Mosbrunn jenseits
cles Neckar. — Kaiser Karl IV verlieh im Jahre 1353 die Herrschaft den in der
Gegend längst angesessenen Herren von lind zum Hirschhorn als Reichslehen,
das nach dem Aussterben dieses Geschlechtes 1632 an die Grafen von Cronenberg
kam. Nach dem Erlöschen dieser Familie im Jahre 1704 erhielten die Freiherrn,
beziehungsweise Grafen von Degenfeld Rothenberg zu Lehen, von denen die Herr-
schaft 1797, mit lehensherrlicher Bewilligung des Kaisers Franz II, käuflich in
den Besitz der Grafen zu Erbach-Fürstenau gelangte, welche seitdem den Namen
Herr zu Rothenberg in ihre Titel aufgenommen haben.
 
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