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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0260

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KRETS ERBACH

Ornamenten verzierte Orgelgehäuse trägt die Jahrzahl 1798. Die auf den Brüstungs-
iiächen der Orgelempore angebrachten malerischen Darstellungen der Kreuzigung
und der vier Evangelisten mit ihren Attributen in landschaftlichen Hintergründen
sind künstlerisch bedeutungslos. Ein Gleiches, gilt von der im Langhaus befindlichen
Grabplatte des Pfarrers Johann Philipp Hüter von 1769, mit Todtenkopf und Sanduhr
in Relief. — Aelteren Datums und wahrscheinlich aus der niedergelegten Kirche
von 1345 herrührend ist eine, auf den das Gotteshaus umgebenden Friedhof über-
tragene Grabplatte, die jetzt die Ruhestätte eines in neuerer Zeit beim Thurmbau
verunglückten Schieferdeckers bezeichnet. Der Charakter ihrer fast gänzlich abge-
schliffenen gothischen Majuskelschrift deutet auf das 14. Jahrhundert. — Das Spitz-
bogenthor in der Friedhofmauer zeigt schlichte Hohlkehlen-Gliederung und beansprucht
mit Wahrscheinlichkeit die nämliche Zeitstellung wie der Kernbau der Kirche. —
Ein vergoldeter Abendmahlskelch, reich geschmückt mit ciselirten Medaillons und
Fruchtschnüren, ferner zwei zinnerne Abendmahlkannen und eine mit Kurvenlinien
ornamentirte Hostienbüchse sind bescheidene Arbeiten des vorigen Jahrhunderts.

Rimhorner Hof Als ein Werk der Profanbaukunst sei erwähnt die stattliche Gebäudegruppe

des herrschaftlichen Rinihorner Hofes, errichtet Anno iyjj von dem Kaiserlichen
Feldmarschall von Prettlack. Herrschaftshaus, Scheunen, Stallungen und deren
Thore sind aus der Hand eines Architekten hervorgegangen, der es verstand, seinem
Werke das Gepräge einfacher Schönheit zu verleihen, was für jene vielfach von
kunstloser Schwülstigkeit beherrschte Zeit schon etwas sagen will.

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Römer- In der waldreichen Umgebung von Rimhorn liegen, nach verschiedenen

siedelungen

Richtungen hin zerstreut, die Trümmerstätten dreier Kömersiedelungen, welche in
gegenwärtiger Schrift Erwähnung beanspruchen, mag immerhin die Erscheinung und
Beschaffenheit ihrer geringen Ueberreste nur dem Fachmann, minder dem Laien
Befriedigung gewähren. Die drei Oertlichkeilen liegen westlich von der nahen Müm-

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linglinie, mithin im Schutz dieser Grenzwehr. Nördlich von Rimhorn, auf dem
Plateau des Dusenbacher Waldes, führt eine Trümmerstätte den Namen Steinrücken.
Diese Ruine, welche eine Gruppe von vier, in ihren Grundmauern leicht erkennbaren
Gebäuden umfasst, wird durch einen Mauerzug von rxo zu 130 Schritt begrenzt.
Ausgrabungen i. J. 1879 ergaben wohlgeordnetes, nach Läufern und Bindern ge-
regeltes Sandsteinwerk in Quadern bis zu 1 m Tiefe. Das Fundament besteht aus
sogen. Rollschichten. An verschiedenen Stellen sind die 75 —90 cm dicken Mauern
in einer Länge von 14 m freigelegt. Die Funde, in Bruchstücken von Gefässen
aus Thon und terra sigillata, Ziegeln und eisernen Nägeln bestehend, bestätigen den
römischen Ursprung der Anlage. •— Südlich von Rimhorn, auf dem Plateau zwischen
Fürstengrund und Breitenbrunn und dicht an der gen Vielbrunn ziehenden Höhen-
strasse, treten die Grundmauern eines Gebäudes zu Tage, welches 1382 unter dem
Namen Steinhus und 1529 als Steinernes Haus in Urkunden erscheint. Bei einer
1877 vorgenommenen Nachgrabung stiess man im Inneren der Anlage auf einen
15 cm dicken Estrichboden aus Mörtel mit Mainkiesel und zerbröckeltem Ziegelge-
stein untermischt. Der Mörtel des Mauerwerkes hatte einen Zusatz von grobem
Flugsand. Ein Brunnen scheint am Nordrand des Gebäudes sich befunden zu
haben, da wo jetzt eine Wasseransammlung in einer von Schilf überwucherten Ver-
 
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