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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0270

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KREIS ERBACH

Untergang ein wehrhajft Berghauss, wie das Mittelalter diejenigen kleineren Burgen
nannte, deren Verteidigung nur mit wenigen Kräften geführt werden konnte und
die, plötzlichen Ueberfällen gegenüber, lediglich auf die Faust des Ritters und
'seiner Dienstleute eingeschränkt blieb. — Es ist kein ausgedehnter Ruinenbestand,
welchen die Schnellertsveste heute dem Auge darbietet; gleichwohl ermöglichen die
Trümmer wenigstens ein annähernde Vorstellung des Umfanges und der Grundanlage
jener wehrhaften Burghäuser, von denen überhaupt nur wenige wohlerhaltene Bei-
spiele auf die Gegenwart gekommen sind.

XXVIII. SCHÖLLENBACH

ILIALDORF, liegt südlich von Erbach an dem Flüsschen Euter (819
Eiiterun, 1012 Euter aha, 1484 Ewter), welches einst die Grenze
zwischen dem Plumgau und dem Gau Wingarteiba bildete, wie es noch
heute das Hessische und Badische Gebiet scheidet. Der Ort erscheint
urkundlich unter folgenden Namensformen: Schellinbuch (1344), Scheinblich (1398)
und Schelnpa'ch im 16. Jahrhundert. — Im Beginn des 14. Säkulums waren die
Herren von Freienstein zu Schöllenbach begütert; 1344 kamen ihre Besitzungen
durch Kauf an das Haus Erbach; um 1398 erscheinen die Kodwitz von Aulenbach
im Besitz eines Theiles des Zehntens. — Eine Beziehung der schon 1303 auftre-
tenden Adelsfamilie von Schellenbach zu dem Orte ist quellenmässig nicht nachgewiesen.

Kirche Die Kirche, Filiale der evangelischen Pfarrei Beerfelden und in vorreforma-

torischen Zeiten ein vielbesuchtes Wallfahrtsheiligthum, gehört ■— ähnlich wie die
St. Leonhardskapelle bei Beerfelden (s. S. 9) und die St. Ottilienkapelle zu Hessel-
bach (s. S. 129) zu den sogen. Quellenkirchen des Odenwaldes. Der Historio-
graph Daniel Schneider sagt darüber in seinem Foliowerke „DolIftcinMge £)ocfy-
(Sräflicb (Erbacfyifdje Stamm-Cafel, nebft 6eren <£rflär= unö Betpäfyrungert, oöer
^otf)=d5räflid? £rbad)ifcfye ^iftorie ic., ^rancffurt a. ZITaytt \756" S. 280 Folgendes:

»Sdielltibad? jeigt nod? m feinen garxtj bod? ohne Päd] ftetjenbeu (Semäuern eine fcfyöne Kirche
ober gar groffe Capelle, bie non 53ner= ober Sayerfelben (Beerfelbeu) aus rerfeben tuorben ift, tr>ie
beim nodj U30 ein 3eitiger (Eapeüan bafelbft alle 3a^r Kirdji»eytj=prebtgt 311 tfyuu, aud? betten
auf bett Sdjeünbadier "Kirdj^off 31t beftattenben Cobten bie £eid?=prebigt 31t galten pflegt. Per §11»
Iaitff foll itt alten Reiten fehl' gro§ batjtit, namentlid? 311 einem bes 0rts geftanbenen 2Ttarien=23übe
getuefett fevtt, tpobtird} bann Sd^ernf Philipp (dou (2rbad?) betrogen tporbeu, bie angeregte Kircfye
311 erbauen, trte bie 23eFräfft= ttnb Seftattigung biefer neuerbauten Ktrcfyen ausmeifet unb befaqet,
bafj fie gar ausnefymenb 311? CEl^re ber ^eiligen 3u"0frai1 Ulanen erridjtet tDorben, uttb ift biefer
(£otiftrmatiotts=23rieff ao ^7 7 gegeben. Pie (Sröfje bes (Sebäubes uttb feine garttje ©ttridjtung be-
geuget, bafj ber gulauff babtn gro§ g erriefen feyn muffe, fjinter bettt Elitär entfpringt ein Brunn
treffttdjfdjönen IPaffers, ber unterm Jlltar ein grofj (Efyeil in ber Kirdjeit, ttt tinterirbifcfyem (Sange
fortrinuet, unb faft in ber lllitte bes £angliaufes rntttag=rpärts in eine Raffung anffer ber Kirdieit
fällt. Ulan u>ei§ r>iel lüunbers dou ber IDikcfmtg biefes IDaffers au althergebrachten Sagen 31t
e^efylen, unb uüü aud) neuere (Erempel r>on eimuttb auberer baburefy gefeierter Teilung berre
Krattcfen truffert.«
 
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