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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0277

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STEINBACH U. EINHARD-BASILIKA

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Südwestlich vom Dorfe lag am Seckmauerer Bache das Dörfchen Walterlebach,
wohl zu unterscheiden von der Wüstung gleichen Namens bei Raibach. Der Ort
bestand noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, um welche Zeit die Bewohner
weiter oben im Thale sich ansiedelten. Das neue Dorf wurde nicht mehr Walterle-
bach, sondern nach dem Namen dieses Thaies Haingrund genannt und steht seitdem
zu Seckmauern im Filialverhältniss.

XXX. STEINBACH U. EINHARD-BASILIKA

TEINBACH, MARKTFLECKEN im Plumgau (.Plumgowe, Phlumgowe)
am Zusammenfluss der Mümling und Rehbach, nördlich von Erbach, dicht
bei dem Schlosse Fürstenau gelegen und von Michelstadt nur durch einen
von der Mümling bewässerten schmalen Wiesenplan getrennt, hiess früher
Steinbeche (1095), Steynbach (1267), dann Steinbach (1283).

Als Filiale des nahen Michelstadt entbehrt Steinbach eines eigenen, der Einhard-Basilika
Gottesverehrung dienenden öffentlichen Gebäudes. Aber aus alter Zeit besitzt der
Ort eine im Kernbau als geschützte Ruine dastehende Kirche, welche, nach Jahr-
hunderte langer Verdunkelung ihres Ursprunges, von dem Verfasser dieser Schrift
im Jahre 1873 in ihrer wahren Bedeutung als Einhard-Basilika erkannt und in
die Kunstgeschichte eingeführt wurde. Die in Folge dessen zu wohlverdientem
Ruf gelangte Kirchenruine darf den Anspruch erheben, eines der beachtenswerthesten
Architektur-Denkmäler für die Entwickelung der ältesten deutschen Kirchenbaukunst
in mittelrheinischen Landen zu sein. *)

Es wird zunächst zweckentsprechend erscheinen, in Kürze der geschichtlichen Geschichtliches
Thatsachen zu gedenken, welche die Gründung des altehrwürdigen karolingischen
Gotteshauses herbeigeführt haben. — Jedem Freund vaterländischer Geschichte
ist bekannt, dass Karl der Grosse, obgleich Kriegsfürst, von dem regsten Eifer für die
Aufgaben des Friedens erfüllt war. Des Kaisers Palast war ein Musenhof, wo eine
ganze Schaar von Gelehrten und Künstlern um den Herrscher sich einte, und von
denen Jeder seine Aufgabe mit sicherem Geistesblick erfasste und höheren Zielen
zustrebte. In diesem akademischen Kreise führte der Kaiser selbst den Namen
des Königs David. Alcuin, mit dem Unterrichtswesen des Reiches betraut, erhielt

*) Man vergleiche meine in Prof. C. von Lützow's »Zeitschrift für bildende Kunst«, Band IX, 1874, S. 129—145
veröffentlichte Abhandlung: »Die Einhard-Basilika bei Michelstadt, mit Illustrationen; auch abgedruckt in der »Darm-
städter Zeitung«, 1874 , Nr. 55—59, und in den »Quartalblättern des historischen Vereins für das Grossherzogthum
Hessen«, 1874, Nr. 1, S. 1 —18. — In diesem Zusammenhang sei auch auf folgende Berichte aus dem Jahre 1873 vcr~
wiesen: »Kunstchronik« Nr. 42, Korrespondenz aus Darmstadt; »Darmstädter Zeitung«, Nr. 193: »Die Klosterkirche
zu Steinbach im Odenwald«; »Augsburger Allgemeine Zeitung«, Beilage Nr. 219: »Ein Karolingerbau im Odenwald«;
und Nr. 6 des »Korrespondenzblattes des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine.« — Sämmt-
liche seitdem erschienenen, die Steinbacher Kirchenruine in ihrer Bedeutung als Karolingerwerk und Einhard-Basilika
behandelnden Schriften haben das mir geglückte Forschungsergebniss zur Voraussetzung.
 
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