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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0234

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KREIS ERBACH

ferner die Herren von Rosenbach, welche ein Haus und einen Hof von den
Grafen von Wertheim zu Lehen trugen, und die Ganse von Otzberg, welche hier
eine Korngülte hatten .... Späterhin erscheinen hier die Herren von Roden-
stein im Besitz eines Hauses und verschiedener Güter; vermuthlich waren diess
dieselben Besitzungen, welche früher die Rosenbache hatten. Nach dem Aussterben
der Rodensteiner wurden ihre hiesigen Besitzthümer an Private verkauft.« (G. Simon.)
Im Verlaufe der Denkmälerbeschreibung werden wir den Ueberresten des alten
Rodensteiner Hofes begegnen. — Bis zum Beginn des ig. Jahrhunderts gehörte
Neustadt dem Fürstlichen Hause Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und dem Gräf-
lichen Hause Erbach-Schönberg gemeinschaftlich und kam i. J. 1806, nach Auf-
lösung des deutschen Reichsverbandes, unter die Staatshoheit von Hessen-Darmstadt. —
Ein älterer Siegelabdruck zeigt als Wappen der Stadt: die verschlungenen Majuskeln
NS in der Mitte, umgeben von abwechselnd drei Rosen und drei fünfstrahligen
Sternen (Wertheim und Erbach) und die Randschrift: NEVSTATT . VNT . DER .
VEST . BREIBERG . INS . — Neustadt zählt sonach zu denjenigen Städten,
welche zu ihrer Namenschiffre die Wappen ihrer Herrschaften in's Stadtwappen
aufgenommen haben.

Evangelische Die evangelische Gemeinde steht mit der Pfarrei Sandbach in parochialem

Kirche 7~t 7 '7 f

Verbände, besitzt jedoch ihre eigene Pfarrkirche, über welche eine im Sandbacher
Kirchenbuch enthaltene Notiz aus dem 17. Jahrhundert meldet, das Gebäude sei
»\660 auf erfyeifcbettöe ITotfyöurft repariret unö toeileri es uicfyt trocfen öarinnen,
am Pflafter erfyofyet woröen, woju öie iceuftäöier Bärger, weilen öie ZTTittel im
Clofter £)öcb(t unö 'Kirrfjengefällen fief? nicfyt erftreeften, freiwillig fteuerten.« Ein
Bericht von J. Ph. \V. Luck lautet: »Die Kircfye r>on Iceuftaöt wuröe H660 reparirt
unö fyat anno ^688 fdjon erweitert weröen folleit, unö wuröe um (LoIIecte öaju
na:fygefucfrt; \7\7 war fie erbaut.« Diese Nachrichten sind baugeschichtlich nicht
erschöpfend, da nur von Erneuerungen die Rede ist. Der Kernbau des Gottes-
hauses gehört dem Ende des 15. Jahrhunderts an. Am meisten hat der 1480

Thurm errichtete Thurm das gothische Stilgepräge bewahrt. Dieser Bautheil erhebt sich
an der Westfront des rechteckigen Langhauses in quadratischer Grundform und
enthält in den Untergeschossen einfach geschrägte Lichtöffnungen mit Spitzbogen-
schlüssen. Ein kräftig unterschnittener Wasserschlagsims bezeichnet die Grenze der
gothischen Bauzeit. Das Obergeschoss mit rundbogigen Schallöffnungen ist eine
Ergänzung aus dem Erneuerungsstadium des vorigen Jahrhunderts, ebenso die
folgenden Bautheile, bestehend aus einem hölzernen Kranzgesims, auf welchem der
Thurmaufsatz oktogonal anhebt, dann in eine kuppelartige Ausbauchung, sogen, welsche
LIaube mit Laternenthürmchen übergeht und mit schmiedeisernem Kreuz abschliesst. —
Langhaus Das Mauerwerk des Langhauses stammt grossentheils noch aus gothischer Zeit;

nur die Aufsattelung der Hochwände, das Kranzgesims aus Eichenholz und die
Ziegelbedachung im Mansardstil gehören der Bauveränderung des vorigen Jahrhunderts
an. Ein Gleiches gilt von der Erweiterung der ursprünglichen Spitzbogenfenster zu
breiten rundbogigen Lichtöffnungen, sowie von dem Rundbogenportal am tonnen-
gewölbten, als Vorhalle dienenden Thurmuntergeschoss, und von den beiden analog
gestalteten Seitenportalen mit geflügelten Genienköpfen und der Jahrzahl 1701
 
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