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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0240

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208

KREIS ERBACH

Mühle im seitlichen Mittelgrunde unversehrt wiedergegeben ist. Hiernach schlössen
die Giebel rundbogig ab. Darin irrte jedoch der alte Prospektzeichner, dass er nur
eine zweifache Horizontaltheilung der Giebel angegeben; letztere ist in Wirklichkeit
dreifach gestuft, dazu mit einer Gliederung von Zahnschnittsimsen und vorspringenden
Lisenen versehen, die bei Merian ebenfalls weggelassen sind. — Der gegenwärtige
Thatbestand der Rosenbacher Mühle ermöglicht trotz aller Schädigung noch immer
eine annähernde Vorstellung des ehemaligen schönen Ganzen und zeigt, in wie hohem
Grade die vornehmen Bauherren der guten Renaissance darauf bedacht waren, auch
den Gebäuden gewerblichen Betriebes das Siegel des Künstlerischen aufzudrücken.
Die Rosenbacher Mühle war Fürstlich Löwensteinischer Besitz und ist seit Anfang
dieses Jahrhunderts Eigen thum der Familie El wert.

Römische In der Flur Seewiesen am Fuss des Berges, welcher das Mümlingthal südlich

Wüstung'

von Neustadt begrenzt, traten vor vier Jahrzehnten beim Wegbau ansehnliche
Ueberreste eines römischen Gebäudes zu Tage. Nachgrabungen stiessen in einer
Abtheilung des Bauwerkes auf Hypokausten aus Backstein; in einer anderen Ab-
theilung waren ein grösserer und ein kleinerer niedriger Rundpfeiler aufgemauert,
mit Vertiefungen auf den stumpfen Oberflächen, wie zur Aufnahme von Kufen oder
Kesseln. In einem Räume mit grünem und braunem Anstrich lagen ein kannellirter
Säulenschaft, ein Säulenkapitäl mit Eierstab-Echinus nebst seitlichen Voluten und
ein Wulstbasament mit Plinthe. iVusserdem fanden sich an mehreren Stellen vier-
eckige Röhren aus gebrannter Erde, Bruchstücke von Gefässen theils aus terra
sigillaici theils aus gewöhnlicherem Thon, ferner Nägel und verschiedenes Geräthe
aus Eisen. Die wichtigeren Fundstücke gelangten in die Sammluro; des historischen

o o o o

Vereins zu Darmstadt. Das Gebäude diente allem Anschein nach als Badeanstalt
und zeigte unverkennbare Merkmale der Zerstörung durch Brand. Jetzt zieht ein
Flurweg über die Wüstung.
 
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