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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1227#0148
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AMT HEIDELBERG — HEIDELBERG 135

als Entstehungszeit des ganzen Denkmals schließen zu sollen; ich kann mich dieser Zeit-
ansetzung aber nicht anschließen, sondern glaube, daß das Grabmal bald nach dem Ab-
leben des Königs entstanden ist. Die Figur der Königin hat in ihrer ganzen Haltung,
ebenso auch in der Tracht und Falten gebung nahe Verwandtschaft mit der Figur der Gattin
Heinrichs von Landschaden (gestorben 1377) auf dem Grabstein der Kirche zu Neckar-
steinach. Vielleicht, daß die Inschrift erst später angebracht worden ist. Das friedliche
Lächeln verleiht dem Gesichte der Königin etwas Lebenswarmes, während das bartlose
Antlitz Ruprechts, dessen Gestalt zudem kleiner ist, als die der Gattin, dadurch etwas
Unmännliches erhält. Von einer Ähnlichkeit mit der kraftvollen Figur des Sebastian Götz
am Friedrichsbau ist nichts zu spüren. Das Ganze wirkt in seiner modernen charakterlosen
Einrahmung und dicken Uberstreichung eigentlich wie eine flaue Kopie. Die ver-
schwundene Inschrift, von der nur die eingeklammerten Buchstaben erhalten sind, lautete:

^OBe^uß B^cvji^ijie oax cooiejs s^eoi -pfiisjz*
®muß ^oflßftttOi^KD :qex mß®uß pjicig es ^gli*
©io:ßiß £<Bjiso^ menuß oeo vißUß qui pi^o
[lößsicijEtiP^e^esaft ^uyxiß ßjic^jE] jieoiß g©

Qumßcm vi^ji -Buncsuß pxmo c^igsi cdccccx
k^l. yunn xv.

Diese Inschrift war in der Scheidemauer auf einer Tafel beiderseitig des Steines auf-
gemalt, und zwar ist nach Angabe v. Wickenburgs (Thesaurus Palatinus S. 45) die Wieder-
herstellung und Einmauerung des Grabsteins sowie diese Aufmalung der zerstörten
Inschrift i. J. 1747 durch die Kurfürstliche Geistliche Administration, deren Präsident
er selbst zu jener Zeit war, veranlaßt worden. Dagegen zeigt die auch bereits von
H. Schweitzer (Mittelalter!. Grabdenkmäler, Straßburg 1899, S. 42) erwähnte Walpergensche
Zeichnung aus dem Ende des iS. Jhs. in der städtischen Sammlung eine Inschrifttafel
oberhalb des Denkmals, wohl dieselbe, welche neuerdings auf dem Kirchenboden wieder
aufgefunden und oberhalb des Denkmals aufgehängt worden ist.

2. Vom Grabmal Friedrichs II. und dessen Gemahlin, der dänischen Königs-
tochter, glaubt Mays zwei Reste von Wappen, bezw. von den dieselben haltenden Löwen,
ui den Fragmenten der städtischen Sammlung nachweisen zu können.

3. Zahlreicher sind die Überreste von dem berühmten Prachtepitaph Ottheinrichs,
das (nach Quad) »zuoberst im Chor«, d. h. in der Achse der Kirche hinter dem Hoch-
aftar, gestanden hat und von M. Zeiller als ganz besonders prächtig hervorgehoben
«'orden ist. Als Überreste dieses Denkmals betrachtet Mays zunächst die eine marmorne
Hand, welche auf dem oberen Teile des Kopfes eines ehemaligen Atlanten liegt, indem
er dieses Bruchstück mit den von M. Zeiller als Wahrzeichen beschriebenen »zwoo
Händen einander bei den Haaren haltende« in Zusammenhang bringt.

Den Rest eines Alabasterreliefs, welcher vorn die knorrigen Wurzeln eines Baumes
und einen auf dem Boden kriechenden Krebs zeigt, während dahinter im Wasser der
Torso eines gewaltigen Fischrachens sichtbar wird, glaubt Mays (a. a. O. S. 164 ff.) ebenso
wie das Fragment einer Gruppe von Christus und Maria (?) mit einer Darstellung des
 
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