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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1227#0263
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250 KREIS HEIDELBERG

Von den Antographen seien hervorgehoben die Martin Luthers, Melanchthons,
der deutschen Kaiser von Karl V. bis auf Franz II., ferner Goethes Götz von Berlicbingen,
zweite Bühnenbearbeitung.

Zur Papyrus-Sammlung ist i. J. 1897 der Grund gelegt worden, als die
Großh. Regierung von dem Vizekonsul C. Reinhardt viele Hunderte von Schriften ver-
schiedener Sprachen erwarb: ägyptisch; griechisch; lateinisch; persisch; semitisch
(hebräisch, syrisch, arabisch), auf verschiedenen Stoffen (Papyrus, Pergament, Hadern-
papier, Holztafeln), örtlich verschiedener Herkunft, zeitlich über mehr als ein Jahrtausend
sich erstreckend. 1900 folgte ein Einzelkauf, 27 Blätter eines griechischen Papyruskodex
mit Stücken der kleinen Propheten, eine ägyptische ,OorfbibeI'. Nahezu verdoppelt
ward der Bestand im Sommer 1904 aus dem Nachlaß von C. Reinhardt. Weiteren Zu-
wachs brachte 1905 eine griechische Ostrakasammlung aus Oberägypten. Von den
Veröffentlichungen aus der Heidelberger Papyrus-Sammlung' {bei C. Winter, Heidelberg)
sind bis jetzt vier Bände erschienen. Auch die zweite Hauptgruppe der griechischen
Papyri, die literarische, hat in Poesie tind Prosa ansehnliche Vertreter; die Blätter sind
teilweise recht alt, so eine Homerhandschrift, nur leider meist geringen Umfangs und
schlecht erhalten.

Unter den mittelalterlichen Urkunden befinden sich viele Kaiserurkunden,
die durch ihre 700 Originalurkunden und reichhaltigen Kollektaneen für die pfälzische
Geschichte wichtige Sammlung des 1876 verstorbenen Pfarrers J. G. Lehmann, dann eine
Reihe auf die Universität Heidelberg sich beziehender Diplome, darunter die Stiftungs-
urkunde der Universität von Ruprecht I. vom 1. Oktober 1386 und die dieser voraus-
gegangene Genehmigungsurkunde von Papst Urban VI. vom 23. Oktober 1385.

Unter den Druckwerken sind eine Anzahl höchst wertvoller Inkunabeln zu ver-
zeichnen, darunter ein Mainzer Ablaßbrief vom Jahre 1455, der lutherische Katechismus
in altpreußischer Sprache vom Jahre 1545, die älteste bekannte deutsche Zeitung vom
Jahre 1609 und eine wertvolle Sammlung Holztafeldrucke.

Im ganzen umfaßt die Bibliothek 4000 Handschriften, ca. 3000 Urkunden
und an Druckwerken rund 500000 Bände, darunter 1400 Inkunabeln.
Unter der Verwaltung der Bibliothek steht auch das Universitätsarchiv. Die
sehenswertesten dieser Schätze sind in dem mit Professorenbildnissen geschmückten Aus-
stelhmgssaal dem Publikum zur Besichtigung ausgelegt. (Verzeichnis von R. Sillih.
s. oben.)

Ursprünglich im Kollegiengebäude (s. oben S. 240), dann im Jesuiten-
seminar (s. oben S. 231) untergebracht, hat die Universitätsbibliothek seit dem Jahre
1905 in dem auf dem Platze des Schwarznonnenklosters (s. oben S. 229) von Josef Dünn
errichteten neuen Gebäude Unterkunft gefunden.

IV. Altere kleinere Universitätsgebäude

Die Universität besaß ferner (an der Stelle des jetzigen Hauses des Buchhändler?
Carlebach, Hauptstraße Nr. 136) hinter dem Casimirianum (s. oben) an der westlichen
Ecke von Hauptstraße und Augustinergasse ein Diensthaus, das Codicistenhaus,
so genannt nach den Professoren des römischen Rechts (Codex), welche hier ihre Dienst-
wohnung gehabt zu haben scheinen (s. Neues Archiv I, 141 ff.). Nach dem Dreißig'
 
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