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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1227#0305
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2C)2 KREIS HEIDELBERG

Eine Anzahl kleinerer Arbeiten von Lucas Cranach d; Ä-, die Kurfürsten
Friedrich III. und Johann I. sowie Luther und Melanchthon (vom Jahre 1543) dar-
stellend, Werkstattbilder mittlerer Qualität, wie sie in unzähligen Exemplaren in den
Galerien Europas verstreut sind. Hervorragend schöne eigenhändige Arbeiten des
Meisters dürften dagegen die beiden Bildnisse vom Jahre 1526 sein, welche »einen
Bürgermeister« und dessen Frau in der farbenprächtigen Tracht der Zeit darstellen.

Großes Bildnis der Königin Christine von Schweden.

Männliches Bildnis vom Jahre 1573; gut im Ausdruck.

Zwanzig kleine Bildnisse von Familienmitgliedern des Kirchenrats
Marcus zum Lamm (gestorben 1606) aus Speyer, alle aus der zweiten Hälfte des
16. Jhs. stammend und meist miniaturartig fein ausgeführt. Trachtengeschichtlich be-
sonders wichtig.

Eine Anzahl Familienbildnisse aus Nürnberger Patrizierfamilien, darunter
einige vom Nürnberger Meister Lorenz Strauch {1554 bis 1636), zwei Kölner
Porträts, einige Niederländer, meist aus dem 16. Jh. stammend und von geringerem
Kunst wert.

Eine wesentliche Vermehrung erhielt die Bildersammlung durch die i. J. 1907
als hochherzige Schenkung der Erben ihres Sammlers Ernst Karl Louis Possei!
der Stadt überwiesene Galerie von 148 meist holländischen Bildern des 17. Jhs. Dem
derzeitigen städtischen Konservator Karl Lohmeyer verdanken wir nachfolgende
kurze Würdigung der Hauptwerke dieser bisher in ihrer Bedeutung nicht genügend
gewürdigten Sammlung.

»Die Posseltsche Gemäldesammlung ist ein Geschenk der aus Heidelbe;.;
stammenden Industriellenfamilie Posselt in Zgienz bei Lodz in Rußland an die sta-
tischen Sammlungen i. J. 1907. Sie wurde von dem Begründer der russischen Textil-
industrie dieser Familie, von Ernst Karl Louis Posselt, gesammelt, der einen großen Teil
der Gemälde in Rußland selbst erwarb. Alte Nummern und Bezeichnungen lassen es
vermuten, daß eine Reihe der Kunstwerke ursprünglich aus der Kaiserlichen Eremitage in
S. Petersburg stammt. Die heute in den städtischen Sammlungen aufbewahrten Ge-
mälde sind nur ein Teil der ursprünglichen Posseltschen Galerie, wie er aus der großen
Menge von auch zum Teil unbedeutenderen Bildern durch den Generaldirektor der
Berliner Museen, Exzellenz W. Bode, auf Ansuchen der Familie Posselt für das Heidel-
berger Museum ausgewählt wurde.

Den Hauptbestand machen die Niederländer aus. An wichtigeren Werken
seien hier, zum Teil mit neuen Bestimmungen — der kleine, gleich bei Übernahme dei
Schenkung aufgestellte Katalog ist nicht immer zuverlässig —, genannt: Ludolf Back-
huysen: Seestück. Pieter van Bredael: Treiben in einem italienischen Dorfe. (I'11
Katalog als italienischer Meister des 18. Jhs. bezeichnet, jedoch ein zweifellos echtei
Bredael, der zudem voll signiert ist.) Pieter Jacobz Codde: "Vornehme Gesellschaft-
Cornelis Decker: Bauernhäuser am Wasser. Joost Cornelisz Droochsloot: Jarn-
marktleben. Anton Goubau: Wachtstube. Jan van Goyen: Kanallandschaft ~-
I >orflandschaft. (Die beiden andern im Katalog als Gemälde dieses Meisters verzeich-
neten Stücke dürften ihm kaum selbst angehören.) WiUemClaeszHeda: Frtihstücks-
tisch. Meindert Hobbema: Kanallandschaft. Willem Kalff: Frühsttickstisch (vor-
zügliches, besonders beachtenswertes Werk des Meisters, eben renoviert und dabei praent-
 
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