334 KREIS HKIDKLBERG
Nach Übersiedlung des Konviktes in das neue große Seminar in der Seminarstraße
(s. oben S. 232 f.) LT. 1750 wurde das Anwesen von den Jesuiten an die Hofkammer ver-
kauft, die darin ein Militärlazarett einrichten ließ. (Als solches ist es auch im Thesaurus
Palatinos (pag. 159) unter der Überschrift: »Nosocomium, das Lazaret« mit den beiden
anstoßenden Toren abgebildet.) Nachdem es in der Folge seit 1764 einige Zeit die
kurfürstliche Papiertapetenfabrik (Savonerie) beherbergt hatte (nach K. Christ war diese
Fabrikation seit 1756 durch einen gewissen Boßmann aus Berlin eingeführt und bis zum
Brande i. J. 1764 in den östlichen Teilen des Heidelberger Schlosses untergebracht
worden; den Namen Savonerie führte sie daher, daß die Pariser Tapeten- und Gobelin-
fabrik in einer früheren Seifenfabrik untergebracht war), ersteigerte es i. J. 1787 der
Ratsverwandte Jacob Kuhn, um es i. J. 1800 an den Grafen Jenison zu verkaufen.
Später im Besitz des Mineralogen Karl von Leonhard, ging es von dessen Familie neuer-
dings an den Möbelfabrikanten Breitwieser über (s. K. Christ im Neuen Archiv III, 114 ff.).
Zu Wundts Zeiten (I, 110), zu Anfang des 19. Jhs., war es »wohl das größte Haus
in der Stadt.... mit zwei großen Sälen, 42 Stuben und Kammern, zwölf großen und
kleinen Küchen« usw. Das langgestreckte Gebäude zeigt in einfachen Barockformen in
der Mitte einen i. J. 1738 um ein Stockwerk erhöhten vierstöckigen Trakt, an den sich
beiderseitig dreistöckige Flügel mit Mansardendach und je einem großen Portal (hübsche
Segmentbogenverdachung) anschließen. Das Innere, ursprünglich völlig symmetrisch an-
gelegt, aber durch die verschiedenen Umbauten und die Renovation i.J. 1889 sehr verändert,
weist aus älterer Zeit nur noch einige alte Stuckdecken auf. Das weiträumige Treppen-
haus im Mittelbau war von neiden Portalen ans z-igu'nglicil. Die ostlich davon gelegen.
Räume im Erdgeschoß enthielten Stallungen.
Hinter dem Klingentor führt ein langer Stollen (Wassergang) in den Berg hinein.
Das etwas höher dahinter, am ehemaligen Burgfahrweg im »Kaltental« gelegene
und bereits auf dem Heidelberger Stadtplan vom Jahre 1622 verzeichnete Affensteins-
Hauß (jetzt Schloßberg Nr. 4) ist i. J. 1693, nachdem es seit 1680 als »Bergkaserne*
gedient hatte, zerstört, aber erst um das Jahr 1730 wieder neu aufgebaut worden (s. Ab-
bildung im Thesaurus Palatinus auf pag. 31 mit der Überschrift »Die Casermes«). Der
»unschöne alte Kasten« beherbergte eine Zeitlang, nach dem Schloßbrande von 176-;,
die kürfürstliche Tapetenfabrik und hat auch weiterhin verschiedenen industriellen Zwecken
gedient (s. Neues Archiv III, 117); jetzt städtische Mietskaserne. (Über das alte, zu Anfang
des 17. Jhs. ausgestorbene Adelsgeschlecht der Affenstein s. Neues Archiv I, 74 und I.a8.)
Der im Unteren Klingenteich gelegene alte jüdische Friedhof ist der Schutz-
judenschaft an Stelle des ihr entzogenen alten Friedhofes in der Vorstadt im sogenannten
Hopfengarten i.J. 1702 vom Kurfürsten überwiesen worden. Die Örtlichkeit hieß damals
in der Urkunde noch »der Affenstein« (s. Wirths Archiv I, 60).
In der außerhalb des Klingentors und der ehemaligen Stadtmauer sich schräg
hinaufziehenden Kltngenteichstraße liegt das Wohnhaus des Kunstmalers Guido Schmitt
mit einem am Gaisberg hinaufsteigenden Garten, der zahlreiche alte Kunstdenkmäler aus
Heidelberg und Umgegend enthält.
Sammlung Schmitt
Der Ursprung der Sammlung geht auf den Vater des jetzigen Besitzers, den Porträt'
und Historienmaler Gg. Ph. Schmitt, zurück. Es handelt sich hauptsächlich um Werke
Nach Übersiedlung des Konviktes in das neue große Seminar in der Seminarstraße
(s. oben S. 232 f.) LT. 1750 wurde das Anwesen von den Jesuiten an die Hofkammer ver-
kauft, die darin ein Militärlazarett einrichten ließ. (Als solches ist es auch im Thesaurus
Palatinos (pag. 159) unter der Überschrift: »Nosocomium, das Lazaret« mit den beiden
anstoßenden Toren abgebildet.) Nachdem es in der Folge seit 1764 einige Zeit die
kurfürstliche Papiertapetenfabrik (Savonerie) beherbergt hatte (nach K. Christ war diese
Fabrikation seit 1756 durch einen gewissen Boßmann aus Berlin eingeführt und bis zum
Brande i. J. 1764 in den östlichen Teilen des Heidelberger Schlosses untergebracht
worden; den Namen Savonerie führte sie daher, daß die Pariser Tapeten- und Gobelin-
fabrik in einer früheren Seifenfabrik untergebracht war), ersteigerte es i. J. 1787 der
Ratsverwandte Jacob Kuhn, um es i. J. 1800 an den Grafen Jenison zu verkaufen.
Später im Besitz des Mineralogen Karl von Leonhard, ging es von dessen Familie neuer-
dings an den Möbelfabrikanten Breitwieser über (s. K. Christ im Neuen Archiv III, 114 ff.).
Zu Wundts Zeiten (I, 110), zu Anfang des 19. Jhs., war es »wohl das größte Haus
in der Stadt.... mit zwei großen Sälen, 42 Stuben und Kammern, zwölf großen und
kleinen Küchen« usw. Das langgestreckte Gebäude zeigt in einfachen Barockformen in
der Mitte einen i. J. 1738 um ein Stockwerk erhöhten vierstöckigen Trakt, an den sich
beiderseitig dreistöckige Flügel mit Mansardendach und je einem großen Portal (hübsche
Segmentbogenverdachung) anschließen. Das Innere, ursprünglich völlig symmetrisch an-
gelegt, aber durch die verschiedenen Umbauten und die Renovation i.J. 1889 sehr verändert,
weist aus älterer Zeit nur noch einige alte Stuckdecken auf. Das weiträumige Treppen-
haus im Mittelbau war von neiden Portalen ans z-igu'nglicil. Die ostlich davon gelegen.
Räume im Erdgeschoß enthielten Stallungen.
Hinter dem Klingentor führt ein langer Stollen (Wassergang) in den Berg hinein.
Das etwas höher dahinter, am ehemaligen Burgfahrweg im »Kaltental« gelegene
und bereits auf dem Heidelberger Stadtplan vom Jahre 1622 verzeichnete Affensteins-
Hauß (jetzt Schloßberg Nr. 4) ist i. J. 1693, nachdem es seit 1680 als »Bergkaserne*
gedient hatte, zerstört, aber erst um das Jahr 1730 wieder neu aufgebaut worden (s. Ab-
bildung im Thesaurus Palatinus auf pag. 31 mit der Überschrift »Die Casermes«). Der
»unschöne alte Kasten« beherbergte eine Zeitlang, nach dem Schloßbrande von 176-;,
die kürfürstliche Tapetenfabrik und hat auch weiterhin verschiedenen industriellen Zwecken
gedient (s. Neues Archiv III, 117); jetzt städtische Mietskaserne. (Über das alte, zu Anfang
des 17. Jhs. ausgestorbene Adelsgeschlecht der Affenstein s. Neues Archiv I, 74 und I.a8.)
Der im Unteren Klingenteich gelegene alte jüdische Friedhof ist der Schutz-
judenschaft an Stelle des ihr entzogenen alten Friedhofes in der Vorstadt im sogenannten
Hopfengarten i.J. 1702 vom Kurfürsten überwiesen worden. Die Örtlichkeit hieß damals
in der Urkunde noch »der Affenstein« (s. Wirths Archiv I, 60).
In der außerhalb des Klingentors und der ehemaligen Stadtmauer sich schräg
hinaufziehenden Kltngenteichstraße liegt das Wohnhaus des Kunstmalers Guido Schmitt
mit einem am Gaisberg hinaufsteigenden Garten, der zahlreiche alte Kunstdenkmäler aus
Heidelberg und Umgegend enthält.
Sammlung Schmitt
Der Ursprung der Sammlung geht auf den Vater des jetzigen Besitzers, den Porträt'
und Historienmaler Gg. Ph. Schmitt, zurück. Es handelt sich hauptsächlich um Werke