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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1227#0373
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AMT HEIDELBERG — HEIDELBERG 359

Die Bergheimer Vorstadt

Literatur: Das deutsche Bergheim bis zu seiner Vereinigung mit Heidelberg, in
Wirths Archiv I, 65 ff.

Die westliche Vorstadt Heidelbergs, deren Geschichte, wie wir gesehen haben,
weiter zurückreicht, als die Geschichte der Stadt, welcher sie i. J. 1392 gewaltsam ein-
verleibt worden ist, erscheint heute, ebenso wie die gegenüber liegende Neuenheimer
Vorstadt, als ein ganz moderner Stadtteil. So zahlreich die Funde und die zum Teil
noch erhaltenen Baureste (s. oben S. 84 und 91 ff.) ältester und alter Kulturperioden
sind, die uns auf Bergheimer Boden durch den Spürsinn und den Spaten der Forscher
erschlossen worden sind, keine Baulichkeit über der Erde zeugt mehr von alter Zeit.
Auch die alte Bergheimer Mühle, die einzig den Namen des untergegangenen
Dorfes die Jahrhunderte hindurch bewahrt hat, ist ganz modernisiert worden.

Die ehemalige Kirche des Dorfes Bergheim stand an der Schnittstelle derE
jetzigen Kirchstraße und Vangerowstraße in der Nähe der alten Bergheimer Mühle
anweit des Flusses. Gelegentlich der von K. Pfaff geleiteten Ausgrabungen in den
jähren 1899 und 1900, die, wie wir gesehen haben, für unsere Kenntnis der ältesten
Besiedlung dieser Gegend von so einschneidender Bedeutung geworden sind {vgl.
oben S. 82), kamen auch die Fundamente dieses kleinen Gotteshauses wieder zum
Vorschein (entgegen der Annahme Wirths im Archiv I, 97 f.*). »Es ergab sich, daß
die Kirche auf uraltem Kulturboden errichtet war.« Sowohl in dem polygonal (5/8) ge-
schlossenen Chor, als auch innerhalb des Langhauses kamen neolithische Hüttengruben
und Trichtergruben mit zahlreichen interessanten Gebrauchsgegenständen zu tage,
ferner Reste römischer und altchristlicher Gräber sowie die Herd- und Arbeitsstätte
eines alemannischen Töpfers. Von der Kirche selbst fanden sich keine Baureste, aus
denen das Alter derselben hätte bestimmt werden können, doch deutet der polygonale
Chorschluß auf eine gotische Anlage hin, die vielleicht nicht lange vor der Verlegung
des Dorfes entstanden sein mag. (Erster Fundbericht von K. Pfaff in den Verhand-
lungen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft vom 15. Juli 1899.} Innerhalb der
damals ebenfalls aufgedeckten Umfriedigung des Kirchhofes waren schon früher wieder-
holt christliche Bestattungen in friedlichem Verein mit römischen Grabstätten zum Vor-
schein gekommen. Die von dort stammenden Hauptfunde sind oben S. 91 ff. bereits
beschrieben worden.

Die Bergstadt

Aus der im Schutze des Schlosses entstandenen alten »Burgfreyheit« ist ebenfalls
uii Laufe der letzten Jahrzehnte eine moderne Vorstadt geworden. Sie bedeckt den
ganzen westlichen Teil des SchloßhügeJs mit der sich schlangenartig zwischen den Villen
cmporwindenden neuen Schloßstraße, die vom »Faulen Pelz« ihren Ausgang nimmt.

Der Burgbezirk bildete eine ursprünglich wohl nur aus niederen Hofbediensteten
bestehende Gemeinde, welche unter der Gewalt des kurfürstlichen Haushofmeisters, später

*) Erstmals hat Karl Christ bei Beschreibung eines hier eingemauert gewesenen römischen
rstisteines in den Verhandlungen der Heidelberger Philologenversanimlung von 1865 S. 214 auf diese

Kirche

Kirchhof aufmerksam gemacht, wovon damals noch die Umfassungsm

Vgl. auch hiernach Wagner.Hang, Fundstätten I S.
 
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