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Haben so diese vom Heidelberger Schloß verein veranstalteten Ausgrabungen
mir wenige Reste der mittelalterlichen Burganlage zu tage gefördert, so haben sie doch
über die ehemaligen Terrainverhältnisse sicheren Aufschluß gebracht und bestätigen
und erklären ganz erheblich die genannte Federzeichnung der oberen
Burg von der Hand Otto Heinrichs.«
Die Hauptursache der verhältnismäßig geringen Resultate dieser mit Unterstützung
der städtischen Baubehörden und der Herren Bauräte Koch und Seitz vorgenommenen
Untersuchungen liegt in der neuerlichen Herstellung eines breiten und tiefen, das ehemalige
südliche Burggelände von Osten nach Westen unter Benutzung des alten Halsgrabens
durchquerenden Einschnittes zum Zwecke der Herstellung der neuen Fahrstraße und
in der dadurch herbeigeführten gründlichen Zerstörung der südlichen Hauptteile der
alten Anlage. Hierzu kommen die Veränderungen an der Nord- und Westseite teils infolge
der Anlage von Steinbrüchen zu Anfang des 18. Jhs. teils durch die damit zusammen-
hängenden neuerlichen Felsabstürze in der Südwestecke. Wir gewinnen nunmehr
ungefähr folgendes Bild von der alten Burganlage.
Das Plateau der Hauptburg war im Süden in üblicher Weise durch einen tiefen
Halsgraben vom ansteigenden Berge getrennt. Die gänzlich verschwundene Vorburg lag
am westlichen Abhänge, von der Hochburg überragt, so wie es die Zeichnung erkennen
läßt. Der Palas der Hochburg saß mit seiner Nordseite auf der von starken Strebe-
pfeilern gestützten Zingel, dahinter, wahrscheinlich im Zuge einer über dem Halsgraben
errichteten hohen Schildmauer, ragte der viereckige Berchfrit mit seinem spitzen von
Wehrgang und Erkern umsäumten Dache empor. Der Hauptzugang wird im Südwesten
gelegen und vom Klingental aus durch die Vorburg geführt haben.
Mehr dürfte sich mit einiger Sicherheit über die Anlage der alten Burg kaum sagen
lassen. Die fortifikatorische Bedeutung derselben liegt auf der Hand. Der Jettenbühl
konnte zur Anlage einer neuen kurfürstlichen Residenz nur gewählt werden, weil diese
obere Burg an der Berglehne bereits vorhanden war und ihr sozusagen den Rücken
deckte. Natürlich, daß mit zunehmender Ausdehnung der Residenz auf dem Jettenbühl
das »alte Schloß« seinen Charakter als Wohnburg immer mehr verlor und schließlich
seine Bedeutung als vorgeschobenes Fort allein in Frage kam. So konnten dort auch
größere Pulvervorräte untergebracht werden, die bei dem Blitzschlage am 25. April 1537
zur Explosion gelangten und die Burg in einen Trümmerhaufen verwandelten. Damit
■war ein wesentlicher Verteidigungspirnkt für die untere Schloßanlage gefallen, und nichts
kennzeichnet die militärische Sorglosigkeit der ersten Simmernschen Kurfürsten mehr,
als daß sie diesen wichtigen Außenposten fortan aufgaben. Die bei Ausbruch des großen
Krieges flüchtig hergestellten Schanzen daselbst konnten, ebensowenig wie das weiter
oberhalb am Abhänge des Königstuhls errichtete kleine Außenwerk, das »Affennest«
genannt, keinen genügenden Ersatz bieten, und so ist die geringe Widerstandsfähigkeit, die
das Schloß in jenen kriegerischen Zeiten wiederholt bewiesen hat, in erster Linie woW der
Schwächung der Position an dieser wichtigen Stelle zuzuschreiben. Als »Schanze« hat
die ehemalige arx superior auch die Stürme des Orleansscheh Erbschaftskrieges auszuhalten
gehabt, bis sie allmählich auch als solche aufgegeben und zum Steinbruch für die Neu-
bauten des 18. Jhs. unten in der Stadt degradiert worden ist. Auf der Walpergenschen
Zeichnung von 1763 ist nichts mehr von den Ruinen zu sehen; nur die Bezeichnung
»das alte Schloß« kennzeichnet noch die betreffende Stelle. Jetzt befindet sich dort oben
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Haben so diese vom Heidelberger Schloß verein veranstalteten Ausgrabungen
mir wenige Reste der mittelalterlichen Burganlage zu tage gefördert, so haben sie doch
über die ehemaligen Terrainverhältnisse sicheren Aufschluß gebracht und bestätigen
und erklären ganz erheblich die genannte Federzeichnung der oberen
Burg von der Hand Otto Heinrichs.«
Die Hauptursache der verhältnismäßig geringen Resultate dieser mit Unterstützung
der städtischen Baubehörden und der Herren Bauräte Koch und Seitz vorgenommenen
Untersuchungen liegt in der neuerlichen Herstellung eines breiten und tiefen, das ehemalige
südliche Burggelände von Osten nach Westen unter Benutzung des alten Halsgrabens
durchquerenden Einschnittes zum Zwecke der Herstellung der neuen Fahrstraße und
in der dadurch herbeigeführten gründlichen Zerstörung der südlichen Hauptteile der
alten Anlage. Hierzu kommen die Veränderungen an der Nord- und Westseite teils infolge
der Anlage von Steinbrüchen zu Anfang des 18. Jhs. teils durch die damit zusammen-
hängenden neuerlichen Felsabstürze in der Südwestecke. Wir gewinnen nunmehr
ungefähr folgendes Bild von der alten Burganlage.
Das Plateau der Hauptburg war im Süden in üblicher Weise durch einen tiefen
Halsgraben vom ansteigenden Berge getrennt. Die gänzlich verschwundene Vorburg lag
am westlichen Abhänge, von der Hochburg überragt, so wie es die Zeichnung erkennen
läßt. Der Palas der Hochburg saß mit seiner Nordseite auf der von starken Strebe-
pfeilern gestützten Zingel, dahinter, wahrscheinlich im Zuge einer über dem Halsgraben
errichteten hohen Schildmauer, ragte der viereckige Berchfrit mit seinem spitzen von
Wehrgang und Erkern umsäumten Dache empor. Der Hauptzugang wird im Südwesten
gelegen und vom Klingental aus durch die Vorburg geführt haben.
Mehr dürfte sich mit einiger Sicherheit über die Anlage der alten Burg kaum sagen
lassen. Die fortifikatorische Bedeutung derselben liegt auf der Hand. Der Jettenbühl
konnte zur Anlage einer neuen kurfürstlichen Residenz nur gewählt werden, weil diese
obere Burg an der Berglehne bereits vorhanden war und ihr sozusagen den Rücken
deckte. Natürlich, daß mit zunehmender Ausdehnung der Residenz auf dem Jettenbühl
das »alte Schloß« seinen Charakter als Wohnburg immer mehr verlor und schließlich
seine Bedeutung als vorgeschobenes Fort allein in Frage kam. So konnten dort auch
größere Pulvervorräte untergebracht werden, die bei dem Blitzschlage am 25. April 1537
zur Explosion gelangten und die Burg in einen Trümmerhaufen verwandelten. Damit
■war ein wesentlicher Verteidigungspirnkt für die untere Schloßanlage gefallen, und nichts
kennzeichnet die militärische Sorglosigkeit der ersten Simmernschen Kurfürsten mehr,
als daß sie diesen wichtigen Außenposten fortan aufgaben. Die bei Ausbruch des großen
Krieges flüchtig hergestellten Schanzen daselbst konnten, ebensowenig wie das weiter
oberhalb am Abhänge des Königstuhls errichtete kleine Außenwerk, das »Affennest«
genannt, keinen genügenden Ersatz bieten, und so ist die geringe Widerstandsfähigkeit, die
das Schloß in jenen kriegerischen Zeiten wiederholt bewiesen hat, in erster Linie woW der
Schwächung der Position an dieser wichtigen Stelle zuzuschreiben. Als »Schanze« hat
die ehemalige arx superior auch die Stürme des Orleansscheh Erbschaftskrieges auszuhalten
gehabt, bis sie allmählich auch als solche aufgegeben und zum Steinbruch für die Neu-
bauten des 18. Jhs. unten in der Stadt degradiert worden ist. Auf der Walpergenschen
Zeichnung von 1763 ist nichts mehr von den Ruinen zu sehen; nur die Bezeichnung
»das alte Schloß« kennzeichnet noch die betreffende Stelle. Jetzt befindet sich dort oben