460 KRKIS HEIDELBERG
gegeben ist. Kapital und Pilnsterfüllungen stimmen in der Zeichnung vollkommen mit
den entsprechenden Teilen außen am ersten Obergeschoß iiberein, während der Aufsatz
mit dem reichen figürlichen Schmuck und RoUwerk durchaus den Stempel der Cölmsschen
Kunst trägt. Man vergleiche damit das einzige von Colins herrührende Türgestell, das
ebenfalls Pilasterfüllungen hat und die Rückseite der Tür ziert, welche vom Vestibül
rechts in den schmalen Gang fuhrt: ganz andere Linienführung und ganz anderer Auf-
bau. Alle übrigen Türgestelle zeigen entweder Hermen- oder Säulenvorlagen mit und
ohne Figuren (s. die Abbildungen Fig. 297 und 298), Wie Koch und Seitz nachgewiesen
und Zeller (a. a. O. S. 34 ff.) näher ausgeführt hat, sitzt ein Teil der Gestelle nicht mehr
an seinem ursprünglichen Platze. Fast die Hälfte, insbesondere die Gestelle der in den
Kaisersaal fuhrenden Türen, sind unter Karl Ludwig unter Verlegung der Türöflnungen
— in der Südwand des Kaisersaales und der Nordwand der »Stuben« noch deutlich
zu sehen — versetzt worden. Bei dieser Gelegenheit ist ein Teil der skulptierten Leibung
der vom Vestibül in den Kaisersaal führenden Tür entfernt und in die Türleibung der
östlichen Eingangstür zur Kapelle im Friedrichsbau eingesetzt worden. Die innere Seite
des Gestells hat ebenfalls damals (1669) im Friedrichsbau Platz gefunden, und zwar innen
an der Tür, welche den Gang des ersten Obergeschosses mit dem Gläsernen Saalbau
verbindet (s. unten Fig. 309, jetzt von Schäfer gänzlich mit übermalt).
Indem wir uns vorbehalten, eine allgemeine Kritik und ästhetische Bewertung der be-
rühmten Fassade unten im Zusammenhange mit der Schilderung des Friedrichsbaues or-
zunehmen, sei hier nur noch die vielerörterte »AchsenVerschiebung« am Äußern des Ott-
heinrichsbaues kurz besprochen. Zunächst steht fest, daß die, übrigens nicht augen-
fällige und von der großen Mehrzahl der Beschauer gar nicht beachtete seitliche »Ver-
schiebung« der das Portal begrenzenden ionischen Rustikapilaster nicht erst nachträpicli
vorgenommen, sondern daß das Portal von vornherein so breit angelegt worden ist. Bild-
hauer und Architekt, gleichgültig, ob sie eine Person waren oder nicht, sind dabei freilief'
etwas miteinander ins (.ledränge geraten, indem mehrfach, zumal am Sockel, die Profile kaum
Platz zum Ausladen erhalten haben. Wenn auch die Skulpturen des Portals, wie n
angenommen haben, wohl sämtlich von Colins herrühren — der Kontrakt erwähnt freilich
nur »dasWapen ob derEinfarth des Thores« —, so sind die Abmessungen dieses »Triumph-
bogens« doch augenscheinlich von vornherein im Zusammenhange mit dem ganzen Fassaden-
entwurf entstanden. Den Beweis hierfür geben die durchlaufenden Linien des Sockels de?
Tores und der Fensterbrüstungen, des oberen Gesimses und der Fensterabschlüsse, sowie de;
obersten Frieses und des Hauptgesimses über dem ersten Stock; aber auch technisch verräl
nichts eine spätere Einfügung. Nirgends nachträgliche Ausflickungen oder Verändernnge"
im Quaderwerk. Auch erscheint es ausgeschlossen, daß man für das Portal ein große;
Loch gelassen habe in der Mitte des Erdgeschosses, das doch, wie wir gesehen haben, if
März 1558, d. h. bei Colins'Eintritt, bereits vollendet gewesen sein wird. Der Hauptbewei:
ergibt sich aber bei näherer Betrachtung des ersten Obergeschosses, indem dort auch die
sämtlichen übrigen Pilaster nicht über denen des Untergeschosses stehend erscheinen-
Nach Fertigstellung des letzteren ist dort oben nämlich eine neue, etwas engere Achsen-
teilung vorgenommen worden, die mit dem Portal nichts zu tun hat und lediglich duren
die Verschiebung der Halbpilaster an den Enden des Obergeschosses bedingt worden is
Die ganze Anlage des Portals gehört also zum ursprünglichen Entwürfe, es ist nur durc'
Colins dekorativ ausgestattet worden. {Dem Versuche H. Schrieders [Zur Entstehung
gegeben ist. Kapital und Pilnsterfüllungen stimmen in der Zeichnung vollkommen mit
den entsprechenden Teilen außen am ersten Obergeschoß iiberein, während der Aufsatz
mit dem reichen figürlichen Schmuck und RoUwerk durchaus den Stempel der Cölmsschen
Kunst trägt. Man vergleiche damit das einzige von Colins herrührende Türgestell, das
ebenfalls Pilasterfüllungen hat und die Rückseite der Tür ziert, welche vom Vestibül
rechts in den schmalen Gang fuhrt: ganz andere Linienführung und ganz anderer Auf-
bau. Alle übrigen Türgestelle zeigen entweder Hermen- oder Säulenvorlagen mit und
ohne Figuren (s. die Abbildungen Fig. 297 und 298), Wie Koch und Seitz nachgewiesen
und Zeller (a. a. O. S. 34 ff.) näher ausgeführt hat, sitzt ein Teil der Gestelle nicht mehr
an seinem ursprünglichen Platze. Fast die Hälfte, insbesondere die Gestelle der in den
Kaisersaal fuhrenden Türen, sind unter Karl Ludwig unter Verlegung der Türöflnungen
— in der Südwand des Kaisersaales und der Nordwand der »Stuben« noch deutlich
zu sehen — versetzt worden. Bei dieser Gelegenheit ist ein Teil der skulptierten Leibung
der vom Vestibül in den Kaisersaal führenden Tür entfernt und in die Türleibung der
östlichen Eingangstür zur Kapelle im Friedrichsbau eingesetzt worden. Die innere Seite
des Gestells hat ebenfalls damals (1669) im Friedrichsbau Platz gefunden, und zwar innen
an der Tür, welche den Gang des ersten Obergeschosses mit dem Gläsernen Saalbau
verbindet (s. unten Fig. 309, jetzt von Schäfer gänzlich mit übermalt).
Indem wir uns vorbehalten, eine allgemeine Kritik und ästhetische Bewertung der be-
rühmten Fassade unten im Zusammenhange mit der Schilderung des Friedrichsbaues or-
zunehmen, sei hier nur noch die vielerörterte »AchsenVerschiebung« am Äußern des Ott-
heinrichsbaues kurz besprochen. Zunächst steht fest, daß die, übrigens nicht augen-
fällige und von der großen Mehrzahl der Beschauer gar nicht beachtete seitliche »Ver-
schiebung« der das Portal begrenzenden ionischen Rustikapilaster nicht erst nachträpicli
vorgenommen, sondern daß das Portal von vornherein so breit angelegt worden ist. Bild-
hauer und Architekt, gleichgültig, ob sie eine Person waren oder nicht, sind dabei freilief'
etwas miteinander ins (.ledränge geraten, indem mehrfach, zumal am Sockel, die Profile kaum
Platz zum Ausladen erhalten haben. Wenn auch die Skulpturen des Portals, wie n
angenommen haben, wohl sämtlich von Colins herrühren — der Kontrakt erwähnt freilich
nur »dasWapen ob derEinfarth des Thores« —, so sind die Abmessungen dieses »Triumph-
bogens« doch augenscheinlich von vornherein im Zusammenhange mit dem ganzen Fassaden-
entwurf entstanden. Den Beweis hierfür geben die durchlaufenden Linien des Sockels de?
Tores und der Fensterbrüstungen, des oberen Gesimses und der Fensterabschlüsse, sowie de;
obersten Frieses und des Hauptgesimses über dem ersten Stock; aber auch technisch verräl
nichts eine spätere Einfügung. Nirgends nachträgliche Ausflickungen oder Verändernnge"
im Quaderwerk. Auch erscheint es ausgeschlossen, daß man für das Portal ein große;
Loch gelassen habe in der Mitte des Erdgeschosses, das doch, wie wir gesehen haben, if
März 1558, d. h. bei Colins'Eintritt, bereits vollendet gewesen sein wird. Der Hauptbewei:
ergibt sich aber bei näherer Betrachtung des ersten Obergeschosses, indem dort auch die
sämtlichen übrigen Pilaster nicht über denen des Untergeschosses stehend erscheinen-
Nach Fertigstellung des letzteren ist dort oben nämlich eine neue, etwas engere Achsen-
teilung vorgenommen worden, die mit dem Portal nichts zu tun hat und lediglich duren
die Verschiebung der Halbpilaster an den Enden des Obergeschosses bedingt worden is
Die ganze Anlage des Portals gehört also zum ursprünglichen Entwürfe, es ist nur durc'
Colins dekorativ ausgestattet worden. {Dem Versuche H. Schrieders [Zur Entstehung