RICHARD SEEWALD DIE SONNE VON ELBA (1921)
zufrieden damit? Vielleicht weil man mir mein Aber das soll nicht so sein! Ich will zwar
Programm weggenommen hat? Ich hoffe, daß auch nur Manschen und Tiere malen, Pflanzen,
es nicht so ist. Nein, zufrieden bin ich des- Hügel und Häuser, mit einem Handwerk, so
halb nicht, weil diese neue Gegenständlichkeit gut ich es mir hab erringen können; aber
ja doch nur eine neue Mode ist, die gekommen während ich alle Anstrengungen mache, sie gut
ist und vergehen wird wie die andern — oder zu malen, will ich, daß sie nur Gleichnisse sein
wenn sie echter ist, dann ist sie eine müde Re- sollen, Bilder von Dingen, die nicht zufällig
signation, ein Eingeständnis, daß das Suchen da sind, nicht nebeneinander, ungeordnet und
nach dem, was hinter den Dingen ist, das doch ohne Sinn, sondern die von einer göttlichen
mit so viel Stimmaufwand gefordert worden, Ordnung erzählen, nach der sie gemacht sind
nutzlos war, daß uns nichts übrigbleibt, als und die diesen ihren Schöpfer laut preisen,
hübsche Abbilder der Natur zu malen, mit ge- Malen müßte man können, daß ein jedes
pflegtem Handwerk, zur Zierde des gutbürger- Bild wäre wie ein Vers aus dem 104. Psalm
liehen Hauses. (Ob man nun dies Handwerk Davids, der anfängt: „Lobe den Herrn, meine
bei Matisse gelernt hat, oder bei Habermann, ist Seele ! Herr, mein Gott, du bist sehr herrlich;
wesentlich nicht wichtig.) Dann sind wir allen- du bist schön und prächtig geschmückt."
falls beim l'art pour l'art wieder angekommen. Richard Seewald
43
zufrieden damit? Vielleicht weil man mir mein Aber das soll nicht so sein! Ich will zwar
Programm weggenommen hat? Ich hoffe, daß auch nur Manschen und Tiere malen, Pflanzen,
es nicht so ist. Nein, zufrieden bin ich des- Hügel und Häuser, mit einem Handwerk, so
halb nicht, weil diese neue Gegenständlichkeit gut ich es mir hab erringen können; aber
ja doch nur eine neue Mode ist, die gekommen während ich alle Anstrengungen mache, sie gut
ist und vergehen wird wie die andern — oder zu malen, will ich, daß sie nur Gleichnisse sein
wenn sie echter ist, dann ist sie eine müde Re- sollen, Bilder von Dingen, die nicht zufällig
signation, ein Eingeständnis, daß das Suchen da sind, nicht nebeneinander, ungeordnet und
nach dem, was hinter den Dingen ist, das doch ohne Sinn, sondern die von einer göttlichen
mit so viel Stimmaufwand gefordert worden, Ordnung erzählen, nach der sie gemacht sind
nutzlos war, daß uns nichts übrigbleibt, als und die diesen ihren Schöpfer laut preisen,
hübsche Abbilder der Natur zu malen, mit ge- Malen müßte man können, daß ein jedes
pflegtem Handwerk, zur Zierde des gutbürger- Bild wäre wie ein Vers aus dem 104. Psalm
liehen Hauses. (Ob man nun dies Handwerk Davids, der anfängt: „Lobe den Herrn, meine
bei Matisse gelernt hat, oder bei Habermann, ist Seele ! Herr, mein Gott, du bist sehr herrlich;
wesentlich nicht wichtig.) Dann sind wir allen- du bist schön und prächtig geschmückt."
falls beim l'art pour l'art wieder angekommen. Richard Seewald
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