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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 39.1923-1924

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Braungart, Richard: Theodor Baierl
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https://doi.org/10.11588/diglit.14151#0172

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THEODOR BAIERL

Es gibt nicht etwa nur im fernen Osten, son-
dern auch bei uns viele ernsthafte Leute,
die an eine Präexistenz des Menschen in frü-
heren Zeitaltern und in anderen Ländern wie
an etwas unwiderleglich Bewiesenes glauben.
Und hört man ihren Argumenten zu, dann ist
es einem zuweilen selbst, als müsse etwas daran
sein. Zu diesen „Beweisen" wird gewöhnlich
auch die bekannte Tatsache gerechnet, daß es
zu jeder Zeit Menschen gibt und gegeben hat,
die nicht eigentlich in der Gegenwart, also in
und mit der Zeit leben, in die sie hineinge-
boren sind, sondern Überbleibsel aus längst
vergangenen Jahrhunderten zu sein scheinen.
Alle ihre Instinkte, vor allem auch in künst-

lerischen Dingen, sind auf eine bestimmte Pe-
riode der Vergangenheit eingestellt, und sie
gehen gewissermaßen als lebendige Anachro-
nismen durch die Welt. Aber der Grund dieser
Erscheinung muß tiefer liegen. Zufälliges gibt
es gerade auf diesem Gebiete nicht. Und dar-
um werden wir vielleicht sagen, daß die Fähig-
keit eines Zeitabschnitts zur Erzeugung von
Persönlichkeiten, die besonders intensiv seinen
Geist reflektieren, mit dem äußeren Abschluß
einer Periode nicht vollkommen erlischt, so
daß solche Repräsentanten auch später noch
jederzeit geboren werden können. Sie passen sich
dann notgedrungen im Unwesentlich-Äußer-
lichen der Zeit an, in der sie leben müssen.

Die Kunst für Alle. XXXIX. Marz 1994

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